Ebenso wie in der deutschen
Presse erschienen auch in arabischen Medien Berichte über den vom 1. bis
3. Oktober geplanten I. Arabisch-Islamischen Kongress in Berlin. Die
Ankündigung des Kongresses wurde zunächst im Internet verbreitet. In den
letzten Tagen erschienen in der Lokalpresse einzelne Interviews mit
einem der Berliner Veranstalter, Gabriel Daher, in denen die
Hintergründe und Ziele des Kongresses angesprochen wurden. Nach Aussagen
der Veranstalter geht es den Organisatoren um die Schaffung einer
internationalen Widerstandsbewegung gegen die "amerikanische und
zionistische Hegemonie". (1)
Bei den Organisatoren des
Kongress, die im Aufruf genannt werden, handelt es sich um Personen,
welche in der Öffentlichkeit bislang weitgehend unbekannt waren. Eine im
Internet veröffentlichte Liste von Teilnehmern nennt dagegen ein breites
Spektrum von Organisationen und Einzelpersonen, die nach Angaben der
Veranstalter am Kongress teilnehmen werden. Unter den aufgeführten
Teilnehmern finden sich namhafte Wissenschaftler, Journalisten und
Politiker aus Deutschland, dem europäischen Ausland sowie aus
zahlreichen arabischen Ländern.
Am 13. September veranstalteten
die Organisatoren eine Pressekonferenz in Beirut, auf der nähere
Informationen über die Veranstaltung bekannt gegeben wurden. Die
libanesische Tageszeitung al-Anwar berichte am 14. September 2004. (2)
"Die 'Internationale Bewegung
gegen Globalisierung und amerikanische und zionistische Hegemonie'
veranstaltete gestern eine Pressekonferenz im Gebäude der
Pressegewerkschaft. Bei dieser Gelegenheit präsentierte die Organisation
Humanity on Hold das Programm des I. Arabisch-Islamischen Kongresses in
Europa, der vom 1. bis 3. Oktober [2004] in Berlin stattfinden wird.
Zahlreiche Führer libanesischer, arabischer und europäischer Parteien
und Organisationen sowie Persönlichkeiten aus Politik, nationalistischen
Organisationen, der Gewerkschaft und der Jugend werden anwesend sein.
Im Anschluß an die [Abspielung
der] Nationalhymne hielt der Funktionär der Pressegewerkschaft Muhammad
al-Baalbaki eine Rede, in der er die Anwesenden im Haus der
Pressegewerkschaft begrüßte. Das Haus der Gewerkschaft sei ein Haus
aller Araber, insbesondere jener, die für die Befreiung ihrer Länder von
Unterdrückung und allen Formen des Imperialismus kämpfen.
Al-Baalbaki erklärte: 'Jedem
Araber in der Welt blutet das Herz angesichts dessen, was im geliebten
Irak geschieht. In jenem Irak, der darauf hoffte, vom Joch der
Unterdrückung und der Tyrannei befreit zu werden, das aber nun unter der
Last der amerikanischen Besatzung, die täglich Massaker an der
irakischen Bevölkerung begeht, leidet. [Es handelt sich hier um] eine
Besatzung, deren Methoden die nationalen Gefühle eines jedes Arabers
stark provozieren. Die libanesische Presse, die das libanesische Volk in
all seinen Fraktionen repräsentiert, erklärt die Solidarität der
libanesischen Öffentlichkeit mit dem irakischen Brudervolk gegen die
Besatzung, Unterdrückung und Imperialismus.'
Anschließend hielt Muhammad
Qasim im Namen des Vorbereitungskommittees des Kongresses eine Rede, in
der er darauf hinwies, unsere Nation stünde heute vor einer schwierigen
historischen Phase, in der ihr Schicksal, ihre Einheit, ihr Erbe und
ihre Wertordnung durch den amerikanisch-zionistischen Angriff zerstört
werden könnte. Dieser Angriff ziele darauf ab, den Geist des
Nationalismus und des Kampfes auszulöschen, den unsere arabische Nation
bewahrt hab, und versuche, die Fähigkeiten dieser Nationen zu
kontrollieren und zu beherrschen und eine neue imperialistische Politik
durchzusetzen. Qasim erklärte: 'Wir stehen in dieser Phase vor großen
Herausforderungen. Auch wenn die USA und der internationale Zionismus
einen vorläufigen militärischen Sieg errungen haben und unser Bild vor
der Weltöffentlichkeit in schlechtem Licht darstellte, wäre es nicht
angemessen, wenn wir uns mit unseren Gruppierungen, Organisationen,
Parteien, politischen, kulturellen und gesellschaftlichen
Persönlichkeiten darauf einigen, und selbst wenn es nur ein
Minimalkonsens wäre, diesem Angriff, der unsere Zersplitterung und
unseren Dissens nutzt, [gemeinsam] entgegenzutreten ?'
Im Namen der Internationale
Bewegung gegen Globalisierung und amerikanische und zionistische
Hegemonie hielt Fadi Madi eine Rede, in der er sagte: 'Wir haben diesen
Kongress organisiert, um den [Menschen im] Westen und insbesondere den
Europäern unter ihnen die Wahrheit über das, was in Palästina, im Irak,
im Libanon und auf dem Golan geschieht, mitzuteilen. Der Kongress soll
ein Beitrag zur Annäherung zwischen Arabern, Muslimen und Europäern
sein, ein Beitrag zur Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses von
Widerstand, Freiheit und Unabhängigkeit in der Konfrontation mit
Besatzung, Aggression und Marginalisierung [3], die die arabischen,
islamischen und europäischen Völker verbindet. Der Kongress zielt auf
die Gründung einer vereinten internationalen Widerstandsfront gegen die
amerikanisch-zionistische Hegemonie. Es geht um die Sicherstellung aller
erforderlichen Formen der Unterstützung des irakischen,
palästinensischen und libanesischen Widerstandes, um die Verteidigung
der Rechte von Einwanderern, Flüchtlingen und Gefangenen, um die
Verurteilung von Kriegsverbrechern und um eine Bekräftigung der soldien
Beziehungen zwischen den arabischen und islamischen Communities auf der
einen Seite, den europäischen Ländern und Völkern auf der anderen
Seite.'
Mohamed Bechari, Präsident der
European-Islamic Conference (4) begrüßte anschließend in einer Rede den
irakischen Widerstand, der uns täglich eine Lehre in Sachen Bekenntnis
[zum Islam bzw. zur Nation] und Stolz böte. Er weise uns den Weg der
Befreiung. Bechari erklärte: 'Die Völker wollen ihre inneren und äußeren
Angelegenheit heute eigenständig regeln, ohne sich dabei irgendjemandem
fügen und seine Persönlichkeit aufgeben zu müssen. Dieser Kongress, der
von Beirut ausgeht, ist ein Kongress des Dialoges, nicht zwischen zwei
Völkern oder Nationen, sondern zwischen Individuen und Gruppen. Wir
brauchen einen Dialog mit anderen. Dieser Kongress wird den islamischen
Gruppen und Communities lehren, ihre historische Rolle zu übernehmen. Es
gibt viele Gruppen, die die Tyrannei bekämpfen und sich dem
Imperialismus und der Versklavung widersetzen.'
Schließlich sprach Sheikh Mahdi
al-Samidi'i für die irakischen Delegation und rief im Namen des Supreme
Council for Religious Guidance im Irak zum Kampf für die Verwirklichung
des edlen Zieles der Wiederherstellung der geraubten Rechte Syriens,
Palästinas, Iraks und Libanons auf. Er forderte die Völker dazu auf, der
Globalisierung entgegenzuwirken, die eine Kontrolle der Geschicke der
Welt und die Herrschaft über die Völker beabsichtigte.
Sheikh al-Sayyid Muhammad
Hussein Fadlallah empfang in seinem Haus im [Beiruter] Stadtviertel
Huwayk den Präsidenten der 'Fédération Nationale
des Musulmans de France' Mohamed Bechari und dessen Begleiter. Dabei wurde
die Lage in der Region und insbesondere im Irak besprochen und nach
Mitteln zur Freilassung der entführten Ausländer im Irak, insbesondere
der beiden französischen Journalisten gesucht. Zudem ging es um die
Bemühungen der Muslime in Frankreich angesichts der Herausforderungen,
denen sie sich in dieser Zeit ausgesetzt sehen. Fadlallah erklärte
gegenüber Bechari: 'Wir denken, dass die Entführung der beiden
französischen Journalisten und anderer Unschuldiger nicht mit dem Islam
als Religion vereinbar ist. Einer solche Entführung können die Muslime
angesichts iher Offenheit gegenüber der Welt und ihren moralischen und
humanistischen Werten nicht zustimmen.'
Er fügte hinzu: 'Wir betrachten
die Einschränkung der Freiheit des Menschen auf welcher Grundlage auch
immer als dem religiösen Recht widersprechend. Deshalb haben wir eine
Fatwa veröffentlicht, die solche Taten verbietet. Wir fordern
diejenigen, die für den Islam zu sprechen vorgeben, auf, die beiden
Journalisten und alle anderen Entführten, einschließlich der beiden
entführten Italienerinnen, freizulassen. Diese Tat ist nicht islamisch,
nicht menschlich. Der Islam lehnt eine solche Handlung von seiner Lehre
und seinen religiösen Vorstellungen her ab.'"
Anmerkungen:
(1) Siehe auf der Homepage der Veranstaltung (http://www.anamoqawem.org/).
(2) Die Übersetzung basiert auf der Version des Artikels, die auf der
Homepage der Veranstaltung wiedergegeben wird.
(3) Hier handelt sich wahrscheinlich um einen Schreibfehler. Gemeint ist
wahrscheinlich Versklavung.
(4) Bechari ist Generalsekretär der European-Islamic Conference. Er ist
zudem Vize-Präsident des französischen Zentralrates der Muslime sowie
Präsident der Fédération nationale des musulmans de France. Er hält sich
gegenwärtig als Mitglied einer französischen Delegation im Nahen Osten
auf, um die Freilassung der beiden im Irak entführten französischen
Journalisten zu erwirken.
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