Fischer lehnt Schröders Formulierung ab:
Vergessen Sie den deutschen Weg!
Der deutsche Außenminister Joschka Fischer wandte
sich gegen einen der Stützpfeiler des politischen Programms von
Bundeskanzler Schröder. In einem Interview mit dem "Guardian", das
im Vormonat veröffentlicht wurde, äußerte sich Fischer abwertend zu
den Argumenten Schröders während des Wahlkampfs, wonach dessen
ablehnende Haltung zur Irakoffensive den Beginn eines "neuen
deutschen Wegs" in der internationalen Diplomatie ankündige.
Auf die Frage, ob es wirklich einen "deutschen
Weg" gäbe, sagte Fischer: "Nein. Das ist gar nichts. Vergessen Sie
es. Vergessen Sie den deutschen Weg". Diese entschlossenen Worte
Fischers machen deutlich, wie stark sich Fischer nach den
Wahlergebnissen des letzten Monats nun fühlt. Die Schlüsselrolle,
die er und seine Partei bei der Wiederwahl der rot-grünen Koalition
ausgeübt haben, verlieh Fischer einen neuen Status in der Regierung,
den er, wie es scheint, voll auszunützen beabsichtigt.
Fischer sagte nicht, dass er eine Offensive gegen
den Irak befürwortet. Er wies jedoch entschlossen die
nationalistische Rhetorik von sich, mit welcher Schröder seine
Ablehnung der amerikanischen Politik einhüllte, und warnte davor,
dass eine solche Haltung Deutschland in seine schreckliche
Vergangenheit zurückziehen könnte. "In der Außenpolitik gibt es
bestimmt keinen deutschen Weg, wie es ihn in der Innenpolitik gibt",
sagte Fischer.
"20 Millionen Menschen haben für die Linke
gestimmt", sagte er weiter, "Das ist die Mehrheit. Zum ersten Mal.
Und dann fragen Sie, ob wir zu unserem Weg zurückkehren; zu
Alpträumen. Das gehört der Geschichte an. Jetzt sind wir ein Teil
Europas." Seine kritischen Worte wurden in einer besonders
empfindlichen Zeit geäußert, vor dem Hintergrund der Unterzeichnung
des Koalitionsabkommens. Seine Bemerkungen wurden jedoch in
Washington begrüßt, wo befürchtet wurde, dass sich Deutschland zu
einer einseitigen Haltung hinreißen läßt.
haArez / 1002
hagalil.com
08-11-2002 |