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MEMRI Special Dispatch – 16. November 2004

Geschichte und Gegenwart:
Al-Hayat über Araber in Deutschland

Die Debatte um muslimische Parallelgesellschaften in europäischen Ländern beschäftigt auch die arabische Presse. In mehreren Artikeln griff zuletzt die in England herausgegebene und in der arabischen Welt überall vertriebene Zeitung Al-Hayat das Thema auf und präsentierte Perspektiven, die sich stark von den hierzulande diskutierten unterscheiden.

In einem Bericht aus Berlin von Muhammad Al-Masjani geht es dabei auch um Geschichte und Gegenwart arabischer Migranten in Deutschland. Mit dieser und unserer nächsten Übersetzung dokumentieren wir zwei Beiträge zu diesem Thema, die in Al-Hayat vom 13.11.2004 erschienen sind:

"Die Unterdrückung der Frau, Extremismus und Terrorismus sind Verdachtsmomente, die das Bild der Araber verdunkeln… Vorurteile erschweren das Leben der Exilanten in Deutschland"

"Nicht mehr als 300.000 arabische Emigranten leben in Deutschland. Und obwohl die dritte Generation der Kinder dieser Emigranten sich selbst als gesellschaftlich integriert betrachtet, ist das Leben dieser jungen Araber nicht ohne Probleme, die sie daran hindern, sich als positives Element mit den Verhältnissen in der anderen Gesellschaft zu verbinden. Das gilt insbesondere nach dem 11. September, als Zweifel begannen, sich ins Bild von den Arabern zu mischen. Das ging so weit, dass sie als Widerspruch zum [Gedanken des] gesellschaftlichen Zusammenlebens [...] betrachtet wurden.

Um mehr über die gegenwärtige Situation der arabischen Emigranten im vereinten Deutschland zu erfahren, muss man den Blick zumindest kurz auf die Geschichte der Araber in diesem […] europäischen Land richten. Die erste Verbindung von Arabern mit Deutschland geht auf den Beginn des 18. Jahrhunderts zurück als sie Soldaten in der preußischen Armee waren. Deutschland übte dann lange nur eine schwache Anziehungskraft auf die arabische Emigration aus - bis die deutsche Regierung Anfang der 60er Jahre dazu überging, Abkommen zur Anwerben von Arbeitskräften aus Nordafrika (Marokko und Tunesien) zu schließen. Sie wurden in verschiedenen zentralen Bereichen zum Wiederaufbau des im zweiten Weltkrieg zerstörten Landes eingesetzt. Die in den 50ern und Anfang der 60er angefragten Arbeitskräfte waren die zweite Welle arabischer Emigration nach Deutschland. Hinzu kamen Flüchtlinge, die vor Kriegen und politischer Unterdrückung flohen. Offizielle Statistiken zeigen, dass allein zwischen 1979 und 1990 mehr als 50.000 libanesische und etwa 20.000 palästinensische Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Seit Mitte der 90er erhöhte sich auch die Zahl von Flüchtlingen aus dem Irak, von denen eine große Zahl als Ärzte und Geschäftsleute arbeitete.

Die erste Generation von Emigranten aus Marokko und Tunesien kam aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland. Sie arbeiteten in der Eisen- und Stahlindustrie sowie in der Bauwirtschaft. Sie hatten ein niedriges Bildungsniveau und beherrschten die deutsche Sprache nicht, die eigentlich zur Verbindung und Verständigung [mit der deutschen Gesellschaft] und zur Selbstverwirklichung erforderlich gewesen wäre. Für die Kinder dieser ersten Generation waren die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen zum Besuch weiterführender Schulen und höherer Bildungseinrichtungen schlecht, weil ihre Eltern die ganze Zeit damit beschäftigt waren, das zum Leben Nötigste zu beschaffen und an der Vorstellung festhielten, in die Heimat zurückzukehren.... ein Wunsch, der sich allerdings nie verwirklichte, weil ihre in Deutschland geborenen und aufgewachsenen Kinder außer den Erinnerungen an ein paar sommerliche Urlaubstage vom Land ihrer Väter nichts wissen und es ablehnen, in einer Gesellschaft zu leben, die zwischen einer verblassten Zivilisation und heimischer Kultur nach einer Identität sucht.

In den Städten und Industrieregionen konzentrierten sich die meisten Araber in den so genannten Brennpunkten mit deren Problemen wie etwa Diebstahl oder Drogenhandel... Und vor dem Hintergrund dieser sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten war die Mehrheit der zweiten Generation nicht in der Lage, angesehene berufliche Stellungen einzunehmen und blieb eine niedrige soziale Schicht. Man muss aber wissen, dass es trotz Problemen wie der aus der schwachen materiellen Situation resultierenden sozialen Marginalisierung eine nicht geringe Anzahl von Kindern der zweiten Generation geschafft hat - einige von ihnen haben Universitäten besucht, freie Berufe ergriffen oder als Sportler geglänzt [...] . Zu ihnen gehört etwa der Tae-Kwon-Do-Weltmeister von 1995, Aziz Scharqi [...], der mittlerweile Trainer eines deutsch-marokkanischen Vereines ist, der sich um den Dialog und Verständnis zwischen den in Bonn lebenden Nationalitäten kümmert. Auch in der ersten und zweiten Bundesliga gab es angesehene arabische Spieler wie den frühere tunesischen Stürmer des SC Freiburg, Adel Selimi, oder den Ägypter Hani Ramzi, der für Kaiserslautern spielte.

In der Medizin genießen die Nachkommen der arabischer Emigranten einen guten Ruf. Kaum eine deutsche Stadt, in der nicht ein arabischer Arzt praktiziert. Deutschland beherbergt auch den Hauptsitz des 'Verbandes arabischer Ärzte in Europa', ein repräsentatives Gremium, das unter dem Titel 'Magazin für den arabischen Arzt' auch ein zweisprachiges Magazin in Deutsch und Arabisch herausbringt. Dieses konzentriert sich auf wissenschaftliche Publikationen arabischer Ärzte, in denen es um neueste Entwicklungen in der medizinischen Praxis geht. Die Vereinigung wurde als NGO Mitglied bei den Vereinten Nationen - eine große internationale Anerkennung [...] für diesen einzigartigen Verband. Im politischen Feld jedoch sind in Deutschland nur sehr wenige arabische Migranten repräsentiert.

Insgesamt unterscheidet sich die Rolle arabischer Migranten als dynamisches Element in der deutschen Gesellschaft nicht besonders von derjenigen anderer Ausländergruppen. Nur, dass sie auf Grund von Vorurteilen, die sich über die Jahre angehäuft haben und von einigen Medien noch verstärkt werden, stärker belastet sind und größeren Verdächtigungen ausgesetzt sind. Und wenn wir uns die Ergebnisse einer Studie des Deutschen Instituts für internationale Beziehungen über das Bild der Europäer von den islamischen Gesellschaften ansehen, wird sich das auch so bald nicht ändern. Das Institut stellte die Frage: "Was fällt Ihnen ein, wenn Sie das Wort Islam hören?" Die Antwort von drei Viertel der Befragten aus unterschiedlichen sozialer Schichten lautete, dass der Islam für sie Unterdrückung der Frau, Extremismus und Terror bedeute!“

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hagalil.com 17-11-04

 

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