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MEMRI Special Dispatch - 28. November 2003

Arafat, der israelische Agent:
Kritik an arabischen Verschwörungstheorien

Verschwörungstheorien haben in den Gesellschaften des Mittleren Ostens Konjunktur. Insbesondere die These, als Araber und Muslime vom "Westen" verfolgt zu sein, findet immer wieder Bestätigung. Arabische Kritiker dieser Weltsicht müssen allzu oft damit rechnen, selbst zu "den anderen" gerechnet zu werden. Ein Beispiel für Kritik an der Verbreitung von Verschwörungstheorien in den arabischen Gesellschaften ist der Artikel von Ghada al-Karmi, palästinensische Autorin und Wissenschaftlerin am Institut für arabisch-islamische Studien an der Universität von Exeter, den wir im Folgenden wiedergeben. Er erschien in der in London herausgebenen Zeitung
Al-Hayat am 4.11.03:

"Die Araber und die Theorie von der 'jüdisch-christlichen Verschwörung'"

"Während einer Reise, die mich im vergangenen Monat zu der Zeit nach Amman führte, als Israel Syrien angriff sowie der brutale Überfall auf Gaza stattfand, bei dem dutzende Palästinenser starben oder verletzt wurden, nahm ich an einem Treffen teil, bei dem es um eben diese beiden Ereignisse ging.

Es zeigte sich sofort, dass die Anwesenden diese Ereignisse als Resultat der jüdischen Kontrolle über die Welt betrachteten. Einer, der diese Meinung vertrat, war ein Arzt, der 30 Jahre in Deutschland gelebt hatte. Er versicherte, dass die Juden dort noch immer herrschen würden und beschuldigte sie, absichtlich die guten Sitten in der deutschen Gesellschaft zu zerstören - sie seien nämlich dafür verantwortlich, dass die Frauenkleider kürzer werden. Die Juden würden, so erklärte der Arzt seine Behauptung, die Modeindustrie kontrollieren und hätten diese angewiesen, die Frauen immer mehr zu entblößen. Und das führe eben zu einem sittlichen und gesellschaftlichen Verfall in Deutschland und dann in ganz Europa.

Dieser Unsinn hat mich natürlich überhaupt nicht interessiert. Was aber mein Interesse weckte, war die Ernsthaftigkeit, mit der die Anwesenden ihn behandelt haben. Es macht mich traurig, wenn ich sehe, wie weit verbreitet solche Ideen sind. Hinzu kommt noch der festsitzende Glaube an "Die Protokolle der Weisen von Zion" - ein gefälschtes Buch, das nach übereinstimmender Meinung der Wissenschaft vom Geheimdienst des russischen Zarenreichs Ende des 19 Jahrhunderts verfasst wurde. Kurz gesagt: So ziemlich alles, was ich [bei diesem Treffen] hören konnte, drehte sich um die umfassende jüdische Verschwörung und deren Schuld an allem Unglück in unserer Welt.

Tatsächlich ist ja die Versessenheit der Araber auf Verschwörungstheorien unbestritten. Aus meiner Kindheit in London erinnere ich mich an die erhitzten Diskussionen, die Zuhause unter unseren arabischen Gästen über die Verschwörungen geführt wurden, die gegen uns geschmiedet würden. Bei mir hinterließ dies damals den Eindruck, dass wir das Ziel einer bösartigen, gegen uns gerichteten Politik des "Westen" und nur Schachfiguren in einem großen Machtspiel seien, dessen Einzelheiten nur die aller Schlauesten kannten. Trotz der vielen Jahre, die seither vergangen sind, habe ich das Gefühl von Verwirrung und Ohnmacht nicht vergessen, das mich jedes Mal überkam, wenn ich diesen Diskussionen lauschte. Ebenso unvergessen ist mein Gefühl, dass ich - angesichts der abgründigen Verschwörungen, welche die Diskutanten aufdeckten - das ganze Geschehen auch nicht annähernd verstehen konnte.

Der ägyptische Wissenschaftler Tarek Hajji hat in seinem endlich auch ins Englische übersetzten Buch 'Kultur, Zivilisation und Menschlichkeit' [Al-Thaqafa, al-Hadara wal-Insaniya] eine ausgezeichnete Zusammenfassung dieses Phänomens vorgelegt. Er erklärt, dass dessen Logik auf der Überzeugung beruhe, die moderne arabische Geschichte sei von großen äußeren Kräften geformt worden - zunächst von Frankreich und Großbritannien und später den Vereinigten Staaten in Abstimmung mit Israel. Diese Mächte legten und legen sich demnach [.] Strategien zurecht, um über die Araber zu herrschen und sie zu versklaven. Und darunter [meinen nun die Araber,] in allen ihren Lebensbereichen zu leiden - was sie wiederum unfähig mache, etwas an diesen großen Plänen zu ändern, welche die westliche Welt mit all ihrer teuflischen Klugheit und ihrer übermächtigen Stärke entwickele.

Zuerst habe ich diese Theorien in den 50er Jahren gehört. Sie drehten sich immer darum, dass jeder Schritt oder jede Initiative von arabischer Seite in Wirklichkeit gar nicht durch Araber selbst organisiert und durchgeführt würde, sondern seitens dieser äußeren Kräfte. In jener Zeit kam auch Israel zu dieser Liste der Verschwörer hinzu, was den zur Verfügung stehenden Handlungsraum [der Araber] noch mehr einschränkte. Folgt man der Ansicht von extremen Anhängern der Verschwörungstheorie, dann war die arabische Revolution unter der Führung von Scharif Hussain im Jahre 1916 das Ergebnis einer britischen Verschwörung im Dienste der regionalen Interessen des Empires. Weiterhin sei die Revolution der freien Offiziere in Ägypten 1952 auf Wunsch Israels zustande gekommen, um die Araber ihrer rechtmäßigen Herrscher zu berauben: Weil nämlich die arabischen Könige historisch oder/und religiös legitimiert waren, hätte die Einführung von Republiken, deren Oberhäupter über keine vergleichbare Legitimation verfügten, zu einer Instabilität geführt, die Israel die Kontrolle über die Araber erleichtere. Das erklärt dann auch, wie naive Araber, die nicht begriffen, dass sie westliche Pläne ausführten, die Monarchie im Irak und Jemen absetzen konnten. Auch die Regentschaft von König Hassan in Marokko sei mehr als einmal durch solche Pläne in Gefahr geraten.

Außerdem meinen viele Menschen in der arabischen Welt, die Amerikaner hätten hinter der Verstaatlichung des Suezkanals im Jahre 1956 gestanden, weil sie den britischen und französischen Einfluss in der Region beseitigen wollten. [Ähnliches gilt für die jordanische Geschichte und .] auch in Syrien und dem Libanon sei der Einfluss der Franzosen durch Hafiz al-Assad mit amerikanischer Unterstützung beendet worden. Und dann sei mit der Machtergreifung Saddams Husseins im Irak - ebenfalls mit dem Segen der Amerikaner - die Bühne für die gemeinsame amerikanisch-israelische Herrschaft über die arabische Welt bereitet worden. Diese habe die Nachfolge der europäischen Kolonialherrschaft angetreten. Zusammengefasst wären diesen Theorien zufolge alle arabischen Führer von Gamal Abd el-Nasser bis zu Saddam Hussein, mit oder ohne ihr Wissen, amerikanische Agenten gewesen.

Die Verschwörungstheorie will auch wissen, dass die Briten während der Mandatszeit selbst den Kampf gegen die Zionisten in Palästina anzettelten. Demnach sei der palästinensische Generalstreik im Jahre 1936 gegen die zionistische Einwanderung - bei dem die Briten hunderte Palästinenser töteten und verhafteten und eine Hungersnot verursachten - mit Unterstützung der britischen Behörden selbst organisiert worden. [.] Danach hätte Großbritannien im eigenen Interesse palästinensische Führer wie Hajj Amin al-Husaini ausgesucht und unterstützt. [.] Auf diese Art wird die heldenhafte Geschichte des Widerstand gegen die Zionisten verzerrt und als Bewegung dargestellt, die unter dem Befehl von Oben und unter der Führung von Personen stand, die im Interesse der Kolonialmacht arbeiteten. Auch der palästinensische Kampf nach 1948 entkommt dieser Theorie nicht: So wird vielen Führern misstraut. Yassir Arafat selbst sei ein israelischer Agent. Und es gibt Leute die behaupten, er sei womöglich jüdischer Abstammung und seine Frau Suha und ihre Mutter israelische Agentinnen.

Das Problem mit all diesen Theorien liegt nun darin, dass sie dann plausibel erscheinen, wenn man von der Richtigkeit ihrer zentralen Grundannahme überzeugt ist. Jeder Redakteur weiß zwar, dass man Ereignisse und Geschichten so unterschiedlich interpretieren kann, das keine von ihnen richtig sein muss. Wir stellen aber derzeit fest, dass eine bestimmte Theorie in der arabischen Welt am stärksten verbreitet ist: die der jüdisch-christlichen Verschwörung gegen den Islam. Dieser Theorie zufolge ist der Westen in seiner Frühzeit zutiefst durch die Juden beeinflusst worden. Und [bis heute] seien alle Tragödien der arabischen Welt, von Palästina bis zum Irak, aus der alten religiösen Feindschaft des jüdisch-christlichen Westens gegen den Islam entstanden. Als ob wir, so Tarik Hajji, noch immer im Zeitalter der Kreuzzüge leben würden.

An diesem Punkt beginnen dann die eifrigen Recherchen nach solchen Ereignissen die in diese Vorstellungen passen und sie beweisen sollen. Ein Beispiel hierfür ist die Herrschaft, die eine Gruppe von Israelfreunden zusammen mit christlichen Extremisten über die derzeitige Administration in Washington ausüben soll. Auch Präsident Bushs Beschreibung des Irak-Krieges als "Kreuzzug", die Aussagen von Colin Powell über die "jüdisch-christlichen" Werte oder die häufige Islam-Kritik durch westliche Persönlichkeiten wie zuletzt die verletzenden Bemerkungen des Generals William Boykin, einer wichtigen Figur im Verteidigungsministerium, ohne das Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sie missbilligt hätte, [werden in diese Richtung interpretiert].

[Noch ein Beispiel:] Der malaiische Ministerpräsident Mahatir Muhammad erklärte kürzlich im Rahmen der Organisation der islamischen Staaten, dass "die Juden die Welt regieren". Während dieser Ausdruck im Westen aus seinem Zusammenhang gerissen wurde und man sich beeilte, ihn zu verurteilen, nahmen ihn Anhänger der Theorie vom "Kampf der Religionen" begeistert auf - diente er ihnen doch zur Untermauerung ihres Standpunktes. Und außerdem ist da natürlich noch der Krieg des Westens gegen den Terror, der sich vor allem gegen die Muslime richte - sei es in Form von Staaten oder von Individuen.

Wer also der zentralen Grundannahme folgen will, erkennt schnell, wie Ereignisse so interpretiert werden können, dass sie zu der Überzeugung führen, es gebe tatsächlich eine gegen den Islam gerichtete Verschwörung. Diese Überzeugung stößt bei einer zunehmenden Zahl von Arabern und Muslimen auf Zustimmung, die außerhalb der arabischen Welt leben. Sie bekräftigen, dass "sie uns hassen, weil wir Muslime sind". In Großbritannien spricht man von der "Angst vor dem Islam" ("Islamophobia" wie sie es nennen). Und so sammeln gläubige Muslime eifrig Beispiele für [anti-islamischen] Fanatismus und die Diskriminierung von Muslimen. Und so dient dann etwa die Verbreitung des Kopftuchs unter muslimischen Frauen in Europa als Betonung einer islamischen Identität gegenüber tatsächlichen oder vermeintlichen Angriffen auf den Islam.

Die Theorie von der Verschwörung gegen den Islam wächst parallel mit der Intensivierung des amerikanisch-israelischen Klammergriffs auf die arabische Welt. Dennoch wäre es falsch ihr zu folgen - auch wenn sie plausibel erscheint. Besser wäre es vielmehr, diese Theorie im Kontext der Niederlage und Unfähigkeit der Araber und - daraus resultierend - ihrer Abwendung von der realen Welt zu verstehen. Aber solche Theorien sind nicht nur falsch, sondern auch gefährlich. Denn sie lähmen das analytische Denken und verdecken die wirklichen Gründe für die Niederlage der Araber. Darüber hinaus fördern sie den Vorwurf des Antisemitismus gegen die Araber, den Israel immer auszunutzen wusste.

Die Herausforderung, der die arabische Welt heute gegenübersteht, besteht darin, wie man diese gefährliche und schädliche Hinwendung zu fanatischem Misstrauen und religiösen Extremismus stoppen und dem wirklich drängenden Problem begegnen kann: Wie kann man die gnadenlose amerikanisch-israelische Hegemonie bekämpfen, die im Kern eine säkulare Hegemonie ist, wie sehr sie sich auch religiöser Symbole bedienen mag."

THE MIDDLE EAST MEDIA RESEARCH INSTITUTE (MEMRI)
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hagalil.com 04-12-03

 

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