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MEMRI Special Dispatch
26.August 2003

Dilemma der arabischen Intellektuellen:
Reform und arabischer Nationalismus

Eine tiefe Kluft teilt derzeit die arabischen Intellektuellen. Auf der einen Seite kritisieren viele die Regime in der Region und verlangen - vor allem in den in London herausgegebenen aber auch in den arabischen Ländern erscheinenden Blättern - grundlegende Reformen der politischen Systeme und der Denkformen. Auf der anderen Seite stehen Intellektuelle und Kommentatoren, die an der Ideologie des Arabischen Nationalismus festhalten und sich dabei vor allem auf die Lage in Palästina und dem Irak berufen.

So erschien in Al-Wafd, der Zeitung der (wirtschafts)liberalen und sich in der Tradition der anti-kolonialen Bewegung sehenden ägyptischen Wafdpartei am 8. August ein Kommentar von Sayyid Amin, der die arabischen Regierungen beschuldigt, sich vom Nationalismus abgewendet zu haben. Nach dem gleichen Schema kommentierte am 12. August Arafat Hijazi, langjähriger Vertrauter des Königs Hussein von Jordanien und einer der renommiertesten jordanischen Journalisten, in der halböffentlichen jordanischen Tageszeitung Al-Dustour den Palästina-Konflikt. In ihren Beiträgen, die wir im Folgenden in Auszügen übersetzen, greifen die Autoren auch die USA und Israel an:

'Wen von uns quält nicht der Schmerz'

"Ist das nationalistische Konzept für die arabische Gemeinschaft [Umma] gescheitert? Dies ist eine Frage, die sich angesichts der [jüngsten] Ereignisse in der arabischen Welt mit Nachdruck stellt. Vor allem stellt sich diese Frage, weil mittlerweile deutlich geworden ist, wie alle sich dem Weißen Haus in die Arme werfen, selbst wenn dies mit kostbarem arabischen Blut bezahlt werden muss: wie im Irak, in Palästina, dem Sudan und vielen anderen Orte in unserer arabischen Welt, die so reich an Ölvorkommen ist - Öl, mit dem in unseren Ländern Brände entfacht werden und das in ihren Ländern das Leben pulsieren lässt.

In Wirklichkeit ist der [arabische] Nationalismus als Konzept für die arabische Gemeinschaft nicht fehlgeschlagen - vielmehr spielt er auf der Agenda all der zahm gewordenen arabischen Kräfte einfach keine Rolle mehr. Die Araber verstehen es nämlich sehr gut, sich von ihren ureigenen, natürlichen Konzepten abzuwenden. Nicht nur, dass sie es nicht geschafft haben, sich auf einen bestimmten Weg zu einigen und dann auf diesem voranzugehen - sie fielen sogar noch dahinter zurück:

So gründeten die Araber Mitte der 1940er Jahre die Arabische Liga in der Hoffnung, die Staaten zusammenzuführen und die arabische Gemeinschaft auf einen [gemeinsamen] Weg in die Zukunft festzulegen. Und nun sind wir überrascht davon, dass sie zu einer Reihe immer unscheinbarer und sich mehr und mehr abkapselnder Staaten und Kleinstaaten geworden sind.
So erklärten die Araber, dass sie sich der Welt öffnen und den Erfordernissen der Zeit anpassen müssten. Und nun stehen wir auf einmal [vor der Tatsache], dass die arabische Gemeinschaft, gehorsam wieder der Kolonisation [des Irak] unterworfen werden soll und der Imperialismus sogar noch gerechtfertigt wird, obwohl sie es doch noch gar nicht [geschafft hat], sich durch den bewaffneten Kampf von der Kolonisierung zu befreien.
Dabei ist aber nicht das Konzept des arabischen Nationalismus gescheitert - versagt haben vielmehr diejenigen, die ihn zeitweilig angeführt haben. Sie scheiterten wegen der unlauteren Ziele, die sie verfolgten.

Ein Beweis für die ungebrochene Authentizität des arabischen Nationalismus ist, dass er bis heute nicht aus dem Bewusstsein der arabischen Völker vertrieben werden konnte - selbst wenn er für die Regierungen schon seit langem verschwunden ist. Die Völker verbinden sich und die Politiker trennen sie... Die Bevölkerungen beklagen sich über die Zersplitterung und die Politiker betrachten sie als Erfolg! Die Völker widersetzen sich der Auflösung, die Regierungen zwingen sie ihnen auf.
In Wirklichkeit scheiterte also nicht der arabische Nationalismus; gescheitert ist vielmehr [das Bestreben] der Regierungen den Völkern ihren Willen aufzudrängen. Es sind die Regierungen, die den arabischen Nationalismus aufgeben wollen, wie sie sich zuvor vom [Pan-] Islamismus und der afrikanischen Perspektive verabschiedet haben.

Stattdessen wollen sie, dass eine Pseudo-Perspektive kreiert wird - eine Art "Mittlerer Östlichkeit"; oder ein Konzept, unter dem alle Mittelmeerstaaten gefasst werden sollen. Aber das sind nichts als Namen und Tinte auf geduldigem Papier. Denn der Ägypter zum Beispiel fühlt sich nicht als Anwohner des Mittelmeeres, er sieht sich nicht als "anderes Gesicht" der europäischen Mittelmeeranrainer. Vielmehr weiß er, dass sein Verhältnis zu ihnen sich auf das eines Polizisten zum Räuber beschränkt. Der Ägypter fühlt sich nicht als Bürger eines Mittleren Ostens und er kann gegenüber einem kolonialistischen israelischen Bürger [...] keine Brüderlichkeit empfinden.

Ja, der arabische Nationalismus ist ein reales Gefühl, das die Seelen erfüllt und das Blut in den Adern der Menschen in Wallung bringt. Ihr Eifer mag hier und da nachgelassen haben, doch er glüht überall weiter... Und diejenigen, die uns davon überzeugen wollen, dass der arabische Nationalismus am Ende ist, irren sich. Der arabische Nationalismus kann nicht zugrunde gehen, denn er verbindet Blut, Geschichte, Sprache, Tradition und Religion.

Wen von uns quälte denn nicht der Schmerz über die Besetzung des Irak? Wen von uns belastet nicht, dass die Stadt Abu-l-Ja´far al-Mansurs [das Bagdad des Abbasidenkalifen Al-Mansur 754-775] von den Marines besetzt und beschmutzt wird? Wer von uns weint nicht bittere Tränen [...], wenn im Irak hunderte Mädchen der Vergewaltigung durch die Barbaren unseres Zeitalters zum Opfer fallen; und schreien und Schutz suchen. aber kein Beschützer kommt.

Wie könnten wir betrübt sein über [die Situation im] Irak und in Palästina, wenn der arabische Nationalismus nur eine Illusion wäre?! Der arabische Nationalismus wird nicht zugrunde gehen, denn er ist Ausdruck eines besonderen Merkmals des Islam... Und geht denn etwa der Islam zugrunde?!"
(Al Wafd, 8.8.2003; www.alwafd.org)

'Widerstand ist notwendig'

"Als US-Präsident Bush nach dem 11.9. zum ersten Mal zum Ausdruck brachte, dass er an der Errichtung eines "lebensfähigen" palästinensischen Staat interessiert sei, wussten wir, dass er [...] damit nur den Weg zur Zerstörung eines islamischen Landes, nämlich Afghanistan, ebnen wollte. Letzteres geschah grundlos, aus bloßem Hass und in dem Bestreben, den Amerikanern die ihnen zuvor zugestoßene Katastrophe irgendwie erträglicher zu machen - dabei gab es keinerlei Verbindung zwischen jenen, die den Anschlag verübten und dem [in seinem Elend] bemitleidenswerten afghanischen Volk [...].

Als Bush dann zum zweiten Mal die Frage eines lebensfähigen palästinensischen Staates erwähnte, plante er die Zerstörung eines weiteren arabischen Landes. Dabei war der Irak bis dahin nicht beschuldigt worden, Beziehungen mit Bin Laden zu haben oder mit den Anschlägen vom 11.9. zu tun gehabt zu haben [...]. [Vielmehr] litten die Iraker unter der Last der ungerechten und von Hass geleiteten Blockade und wollten - wie all die [anderen] Völker dieser Welt - nur in den Genuss der Freiheit kommen. Allerdings wurden sie daran gehindert, weil der grundlose Hass von Bush-Senior gegen den Irak und die Iraker nicht kleiner war als der von Bush-Junior. Dieser zerstörte das Fundament eines traditionsreichen Landes und seines ruhmvollen Volkes. Dabei bestand das Verbrechen der Iraker nur darin, ihr Vaterland und die Demokratie zu lieben [...]. Ohne den Hass der Amerikaner wäre der Irak eine Fackel des Lichts, des Wissens und der Zivilisation geblieben, wie es das Land in seiner Geschichte immer gewesen ist!

Außerdem hat Bush den palästinensischen Staat nie genauer bestimmt. Er hat nicht gesagt, dass dieser unabhängig sein soll, mit Grenzen und mit Jerusalem als Hauptstadt sowie eine Armee, die den Staat schützt, wie es in jedem anderen Staat der Welt üblich ist. Kein Wunder, ist Bush doch eine Beute der zionistischen Bewegung, die ihm weis macht, dass seine Wiederwahl von der Vernichtung des palästinensischen Volkes abhängt. Deshalb verlässt er sich auf die zionistischen Kreuzritter mit ihrem Terror, der [Strategie] der Verbannung und den schmachvollen Bedingungen, die vor der Errichtung des Staates zu erfüllen sind: die Beendigung der Intifada durch die vollständige Entwaffnung des palästinensischen Volkes, den Stopp der Selbstmord-Operationen und das Ausschalten des bewaffneten Widerstands. Auf diese Weise soll das palästinensische Volk unmündig und vollständig abhängig davon gemacht werden, was Israel mit ihm vorhat - nämlich die Umsiedlung des palästinensischen Volkes. Das hat vor kurzem Israels Gesundheitsminister Benny Alon enthüllt, als er [...] einen Knessetbeschluss forderte, um 200000 Palästinenser aus Alt-Jerusalem zu vertreiben. Außerdem wollte er eine Volksabstimmung herbeiführen, in der die Israelis über die Vertreibung aller Palästinenser aus Jerusalem abstimmen sollten, damit die Stadt "wieder rein ist" - das heißt ohne nicht-jüdische Bewohner! [...]

Zwar hat der amerikanische Präsident Bush [mit Abbas] jetzt zum ersten Mal eine palästinensische Persönlichkeit vor der israelischen [Scharon] empfangen. Aber das war ein sorgfältig überlegter Schritt [...]. Bush wollte Scharon die Gelegenheit geben, zentrale Fragen wie die Vernichtung der Hamas und der anderen Organisationen sowie die vollständige Entwaffnung des palästinensischen Volkes [unwidersprochen] vorzubringen. [...]
Bush hat dann nicht nur den Drohungen Scharons nachgegeben, sondern man konnte ihn sogar so verstehen, dass er auch noch die Kosten für den Bau der Trennungsmauer übernehmen wolle - wie sein Vater [...], der zur Deckung der Kosten für die Umsiedlung von drei Millionen Juden aus der Sowjetunion und deren Ansiedlung in Israel zehn Milliarden Dollar gezahlt hat!!

[...] Und weil es der Traum jedes Israeli ist, nicht nur die Hamas, sondern das ganze palästinensische Volk zu vernichten, zielen alle ihre Pläne darauf , einen Bürgerkrieg zwischen den Palästinensern und den bewaffneten Organisationen zu entfachen. Schließlich sind nur sie in der Lage, das palästinensische Volk vor der Vernichtung zu schützen. Das haben die Palästinenser jedenfalls in den Jahren der Intifada gemerkt, als sie von der mit Israel zusammenarbeitenden PA nicht in geringster Weise militärisch geschützt wurden. Wären nicht die Fedayyin-Organisationen und ihre Märtyreroperationen gewesen, dann hätte sich das palästinensische Volk erneut in einen Haufen von Flüchtlingen verwandelt.

[...]Der palästinensische Widerstand ist notwendig, um das Vaterland zu schützen. [Die Israelis aber] brauchen [zur Verwirklichung ihrer Ziele] das Oslo-Abkommen, das die Entwaffnung des palästinensischen Volkes vorsieht, weil es der einzige Weg ist, eine Spaltung zwischen der Fatah und Hamas entstehen zu lassen. Dann würde die Hamas von der PA bekämpft werden - wie schon am Ende der ersten Intifada, als Israel nicht in der Lage dazu war und daher dem palästinensischen Herrschaftsapparat die Aufgabe übertrug, das Problem zu beseitigen.[...]

[Nach dem Treffen mit Scharon] hatte Bush dann tatsächlich alles vergessen, was er mit Mahmud Abbas über den Staat, seine Grenzen und seine Befugnisse [...] besprochen hatte. Er beschränkte sich nun auf sein Versprechen, dass es einen Staat geben werde, wenn der Terrorismus ausgeschaltet ist - und meinte damit das palästinensische Volk. Er hat deshalb nicht mehr über die Grenzen [...] des Staates gesprochen, weil ihm [nach dem Treffen mit Scharon] klar war, dass dieser die Roadmap ebenso wenig akzeptiert wie zuvor das Oslo-Abkommen. Vielmehr hat Scharon nur eins im Sinn: Es soll ein Bürgerkrieg unter den Palästinensern entbrennen - ist dies doch der einzige Weg zur Verwirklichung des zionistischen Projekts, das jetzt zwischen Euphrat und Nil errichtet werden soll. Denn von nun an werden alle Führer des Irak Zionisten sein, die versuchen werden, das Zweistromland und das Erbe der abbasidischen Hochkultur mit dem Reich von Harun Al Rashid [Abbasidenkalif von 786-809] in Stücke zu reißen und damit eine der wichtigsten Säulen der Araber und Muslime zu zerstören!
(Al-Dustour, 12.8.2003; www.addustour.com)

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hagalil.com 23-03-03

 

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