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al ahram - aegypten

MEMRI Special Dispatch, 25.11.2003

Al-Ahram kritisiert Doppelmoral:
Günzel musste gehen, Boykin nicht

Wie der Chefredakteur der ägyptischen halboffiziellen Tageszeitung Al-Ahram, Ibrahim Nafie (s. MEMRI, 20.11.2003), beschwert sich auch dessen Stellvertreter, der gemäßigten islamistischen Positionen nahe stehende renommierte Kolumnist Fahmi Huwaidi, über die Doppelmoral des Westens. In seiner Kolumne kritisiert er, dass der deutsche General Günzel entlassen wurde, während sich die US-Regierung im Fall des amerikanischen Generals Boykin trotz dessen anti-islamischer Äußerungen auf die Meinungsfreiheit berufen hätte. Der hier leicht gekürzte Text, dessen zweiter Teil sich mit der Situation in der arabischen Welt befasst, erschien in Al-Ahram am 11.11.2003.

Von denen, die sich auf der arabischen Bühne durchsetzen und denen, die auf der Strecke bleiben

Jetzt sieh sich doch einer an, was [auf der einen Seite] dem deutschen General passierte, der die Juden ein wenig beleidigt hatte und mit Schimpf und Schande [aus dem Amt] gejagt wurde; und [wie es auf der anderen Seite] seinem amerikanischen Kameraden erging, der die Religion und die Gemeinschaft der Muslime beschimpft hatte: Dem klopften sie auf die Schulter und erklärten, das dies nun einmal zur Freiheit gehöre! – Mich aber provozierte der Vergleich und ich fühlte mich erniedrigt, denn ich betrachtete den Vorfall als schmerzliche Botschaft, die vernommen und mit lauter Stimme vorgelesen werden sollte.

Über den Rauswurf des deutschen Generals wurden [wir] von den Zeitungen am 6. November informiert. Sie berichteten, dass der christdemokratische Abgeordnete Martin Hohmann eine Krise in Deutschland ausgelöst habe, weil er in einer öffentlichen Rede gesagt hatte, dass sich die kommunistischen Juden Russlands und Europas an verbrecherischen Vernichtungsaktionen im Zuge der russischen Revolution beteiligt hätten. Er fügte hinzu, dass man vor diesem Hintergrund von den Juden als einem Tätervolk sprechen könne - ebenso wie die Deutschen beschuldigt wurden, sich an den Verbrechen der Nazizeit beteiligt zu haben.

Diese Äußerung schlug wie ein Blitz in die politischen Kreise ein, insbesondere die jüdischen. Zugleich stieß sie jedoch auf Sympathie bei General Reinhard Günzel, Befehlshaber über die Sonderstreitkräfte des deutschen Militärs. Der sandte dem Abgeordneten ein Schreiben, in dem er ihn zu seinem Mut beglückwünschte, weil er die Wahrheit in einem Land deutlich zum Ausdruck gebracht habe, in dem diese nur selten zu hören und zu lesen sei!

[...] Als der Brief des Generals öffentlich gemacht wurde, entschied der Verteidigungsminister unverzüglich, ihn zu entlassen. [Der Minister] erklärte, dass Günzels Einstellung unerträglich sei [...] und bezeichnete ihn als einen verwirrten General [...]. Natürlich wurde dieser Schritt vom Zentralrat der Juden in Deutschland in den höchsten Tönen gelobt und als klare und kluge Maßnahme betrachtet, deren Vorbild man folgen solle, [wenn es darum geht,] Verantwortung zu übernehmen.

Doch dabei blieb es nicht. Vielmehr forderten fast alle deutschen Parteien eine umfassende Untersuchung der Armeeränge, um herauszufinden, wie General Günzel trotz seiner anti-zionistischen Ansichten zu seinem hohen Posten habe kommen können. Die Kampagne galt auch dem Abgeordneten Hohmann, denn der Zentralrat der Juden forderte die Fraktionsvorsitzende der CDU auf, ihn aus dem Parlament und der Partei auszuschließen.[...]

Zusammenfassend [lässt sich sagen], dass die Karriere von General Günzel durch den Rufmord beendet wurde und er binnen weniger Tage zu einem aus der politischen Klasse Deutschlands Ausgestoßenen wurde.

Weniger als drei Wochen zuvor (am 18. Oktober) hatte die Nachrichtenagentur Reuters gemeldet, dass NBC News ein Video über General William Boykin, den stellvertretenden Staatssekretär für Geheimdienstangelegenheiten im Verteidigungsministerium, ausgestrahlt habe. In Militäruniform sprach dieser in einer Reihe von Kirchen über den Islam und die Muslime. Dabei erklärte er, dass "diese uns vernichten wollen, weil wir eine christliche Nation sind". Sie [die Muslime] seien geistige Feinde, die dem Herrn der Finsternis dienten, Feinde, die den Teufel anriefen. Und er fügte hinzu: "Unser Gott ist wahr, doch der Gott der Muslime ist bloß ein Götze"!

Als der amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bei einer Pressekonferenz gefragt wurde, ob es denn angemessen und nützlich sei, dass ein so hoher Verantwortlicher des Verteidigungsministeriums derartige öffentliche Erklärungen abgebe, drückte er sich um die Beantwortung der Frage. [Stattdessen] erklärte Rumsfeld, dass er von diesem Offizier nur wisse, dass er viel geleistet habe. Außerdem brächten viele Menschen in der Armee oder im zivilen Leben ihre Ansichten zu verschiedenen Fragen zum Ausdruck: "Dies ist Teil unserer Lebensweise, denn wir sind eine freie Nation." Und um einer Kommentierung der Äußerung Generals Boykins auszuweichen, erklärte Rumsfeld, dass er die Bänder nicht gesehen habe und den genauen Zusammenhang [...] nicht kenne.

Der Vergleich zwischen der prompten Bestrafung des deutschen Generals und der Rechtfertigung der Äußerungen des auch noch wegen seiner Leistungen gerühmten amerikanischen Generals drängt sich auf. Dabei hatte der eine bloß über Tatsachenberichte und Geschichtsschreibung referiert und die Religion nicht im Geringsten berührt, während der andere das religiöse Bekenntnis und den Gott der Muslime verunglimpfte.

In diesem Zusammenhang drängt sich noch ein weiterer Vergleich auf – der zwischen dem Echo auf die Äußerungen von General Boykin und der Reaktion auf die Ausführungen des früheren malaysische Ministerpräsident Dr. Muhammad Mahathir zur Eröffnung der Islamischen Gipfelkonferenz in Kuala Lumpur: Schwiegen angesichts der Worte des amerikanischen Generals fast alle [Stimmen], empörte sich im anderen Fall die ganze Welt und die westlichen Hauptstädte konnten gar nicht genug gegen die Aussagen Dr. Mahathirs protestieren. Dabei bestand dessen ganzes Verbrechen darin, gesagt zu haben, dass die Juden das Schicksal der Welt beherrschten. (Und der Aufschrei, der durch verschiedene westliche Hauptstädte ging, erbrachte den Beweis für die Richtigkeit seiner Worte.)

[...] Diese weltweite und übertriebene Sorge um die Geschichte und die Rolle der Juden, die auf der ganzen Erde zusammen nicht mehr als 14 Millionen Seelen zählen (weniger als die Einwohner der Stadt Kairo), fällt sofort auf, wenn man sie mit der Gleichgültigkeit und der Geringschätzung vergleicht, welche dieselben Kreise gegenüber der Beleidigung des Glaubens von 1,5 Milliarden Muslimen [an den Tag legen]. [...]

Darüberhinaus kann man seine Verwunderung nicht verbergen, wenn man das Geschrei, das sich zugunsten Israels in den westlichen Hauptstädten regte, mit dem erstaunlichen Schweigen vergleicht, das sich in den Hauptstädten der arabischen und islamischen Staaten angesichts der Herausforderung des muslimischen Glaubens ausbreitete.

[Man] wird sagen, dass Europa – und Deutschlang ganz besonders – seit der Nazizeit durch eine besondere Sensibilität gegenüber den Juden geprägt ist. Diese Sensibilität wird [aber] begleitet von der Angst vor dem Gespenst des "Antisemitismus", das jeden verfolgt, der die Juden oder Israel nicht wohlwollend erwähnt. Für die Vereinigten Staaten gilt all dies aber auf keinen Fall. [Hier] wird nicht einmal geleugnet, dass eine gut geplante und rasche Anstrengung unternommen wurde, um die europäischen Staaten mittels der jüdisch-israelischen Karte zu erpressen und einzuschüchtern.

[…] Es stimmt zwar, dass zwei oder drei arabische Institutionen Protestnoten gegen die Aussagen des amerikanischen Generals veröffentlichten. Aber das offizielle Schweigen in den arabischen und islamischen Hauptstädten insgesamt bleibt ein Anlass für Verwunderung und Fragen. Zwar lässt sich nicht bestreiten, dass [bereits früher] verschiedene derart verletzende Äußerungen von Amerikanern oder anderen Westlern gemacht wurden. Allerdings kamen diese Schmähungen [bisher] meist nicht aus offiziellen Institutionen, sondern waren Ausdruck persönlicher [Meinungen] oder erfolgten im Namen extremistischer und fanatischer Gruppen. Das ist im Fall des amerikanischen Generals anders. Er hat einen hohen Posten im Verteidigungsministerium und trug [seine] offizielle Uniform als er sich äußerte. Er trat also nicht bloß als gewöhnlicher Bürger auf, der seine Meinung kundtut, sondern als hoher Verantwortlicher und militärischer Führer […]. Dies waren [ja auch] die Faktoren, die zur Amtsenthebung des deutschen Generals führten.

[An dieser Stelle] müssen wir über die Position der Gruppe von Extremisten sprechen, die mit den Zionisten verbündet sind und die politischen Entscheidungen Amerikas kontrollieren – insbesondere in der Amtszeit von Präsident Bush. Diese Position schilderte der britische Journalist David Hirst in einem in der Zeitung "The Independent" vergangene Woche […] veröffentlichten Artikel. Darin meint [Hirst], dass sich die amerikanische Administration der Wünsche Israels unterwerfe. […]

Allerdings sollte das arabische und islamische Schweigen angesichts der zahlreichen Beleidigungen der Muslime und ihrer Glaubensgrundsätze ebenso viel Aufmerksamkeit erlangen. […] Hierfür gibt es mehr als nur einen Grund. [Im Folgenden] werden wir unsere Analyse aber auf die Diagnose der Lage der arabischen Welt konzentrieren. Erstens weil sie der Teil der Welt ist, in dem wir leben. Und zweitens weil sie in der Geschichte – zumindest kulturell – die Rolle der "Lokomotive" für die islamische Welt gespielt und diese angeführt hat.

THE MIDDLE EAST MEDIA RESEARCH INSTITUTE (MEMRI)
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hagalil.com 26-11-03

 

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