Jetzt sieh sich doch einer an,
was [auf der einen Seite] dem deutschen General passierte, der die Juden
ein wenig beleidigt hatte und mit Schimpf und Schande [aus dem Amt]
gejagt wurde; und [wie es auf der anderen Seite] seinem amerikanischen
Kameraden erging, der die Religion und die Gemeinschaft der Muslime
beschimpft hatte: Dem klopften sie auf die Schulter und erklärten, das
dies nun einmal zur Freiheit gehöre! – Mich aber provozierte der
Vergleich und ich fühlte mich erniedrigt, denn ich betrachtete den
Vorfall als schmerzliche Botschaft, die vernommen und mit lauter Stimme
vorgelesen werden sollte.
Über den Rauswurf des deutschen
Generals wurden [wir] von den Zeitungen am 6. November informiert. Sie
berichteten, dass der christdemokratische Abgeordnete Martin Hohmann
eine Krise in Deutschland ausgelöst habe, weil er in einer öffentlichen
Rede gesagt hatte, dass sich die kommunistischen Juden Russlands und
Europas an verbrecherischen Vernichtungsaktionen im Zuge der russischen
Revolution beteiligt hätten. Er fügte hinzu, dass man vor diesem
Hintergrund von den Juden als einem Tätervolk sprechen könne - ebenso
wie die Deutschen beschuldigt wurden, sich an den Verbrechen der
Nazizeit beteiligt zu haben.
Diese Äußerung schlug wie ein
Blitz in die politischen Kreise ein, insbesondere die jüdischen.
Zugleich stieß sie jedoch auf Sympathie bei General Reinhard Günzel,
Befehlshaber über die Sonderstreitkräfte des deutschen Militärs. Der
sandte dem Abgeordneten ein Schreiben, in dem er ihn zu seinem Mut
beglückwünschte, weil er die Wahrheit in einem Land deutlich zum
Ausdruck gebracht habe, in dem diese nur selten zu hören und zu lesen
sei!
[...] Als der Brief des
Generals öffentlich gemacht wurde, entschied der Verteidigungsminister
unverzüglich, ihn zu entlassen. [Der Minister] erklärte, dass Günzels
Einstellung unerträglich sei [...] und bezeichnete ihn als einen
verwirrten General [...]. Natürlich wurde dieser Schritt vom Zentralrat
der Juden in Deutschland in den höchsten Tönen gelobt und als klare und
kluge Maßnahme betrachtet, deren Vorbild man folgen solle, [wenn es
darum geht,] Verantwortung zu übernehmen.
Doch dabei blieb es nicht.
Vielmehr forderten fast alle deutschen Parteien eine umfassende
Untersuchung der Armeeränge, um herauszufinden, wie General Günzel trotz
seiner anti-zionistischen Ansichten zu seinem hohen Posten habe kommen
können. Die Kampagne galt auch dem Abgeordneten Hohmann, denn der
Zentralrat der Juden forderte die Fraktionsvorsitzende der CDU auf, ihn
aus dem Parlament und der Partei auszuschließen.[...]
Zusammenfassend [lässt sich
sagen], dass die Karriere von General Günzel durch den Rufmord beendet
wurde und er binnen weniger Tage zu einem aus der politischen Klasse
Deutschlands Ausgestoßenen wurde.
Weniger als drei Wochen zuvor
(am 18. Oktober) hatte die Nachrichtenagentur Reuters gemeldet, dass NBC
News ein Video über General William Boykin, den stellvertretenden
Staatssekretär für Geheimdienstangelegenheiten im
Verteidigungsministerium, ausgestrahlt habe. In Militäruniform sprach
dieser in einer Reihe von Kirchen über den Islam und die Muslime. Dabei
erklärte er, dass "diese uns vernichten wollen, weil wir eine
christliche Nation sind". Sie [die Muslime] seien geistige Feinde, die
dem Herrn der Finsternis dienten, Feinde, die den Teufel anriefen. Und
er fügte hinzu: "Unser Gott ist wahr, doch der Gott der Muslime ist bloß
ein Götze"!
Als der amerikanische
Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bei einer Pressekonferenz gefragt
wurde, ob es denn angemessen und nützlich sei, dass ein so hoher
Verantwortlicher des Verteidigungsministeriums derartige öffentliche
Erklärungen abgebe, drückte er sich um die Beantwortung der Frage.
[Stattdessen] erklärte Rumsfeld, dass er von diesem Offizier nur wisse,
dass er viel geleistet habe. Außerdem brächten viele Menschen in der
Armee oder im zivilen Leben ihre Ansichten zu verschiedenen Fragen zum
Ausdruck: "Dies ist Teil unserer Lebensweise, denn wir sind eine freie
Nation." Und um einer Kommentierung der Äußerung Generals Boykins
auszuweichen, erklärte Rumsfeld, dass er die Bänder nicht gesehen habe
und den genauen Zusammenhang [...] nicht kenne.
Der Vergleich zwischen der
prompten Bestrafung des deutschen Generals und der Rechtfertigung der
Äußerungen des auch noch wegen seiner Leistungen gerühmten
amerikanischen Generals drängt sich auf. Dabei hatte der eine bloß über
Tatsachenberichte und Geschichtsschreibung referiert und die Religion
nicht im Geringsten berührt, während der andere das religiöse Bekenntnis
und den Gott der Muslime verunglimpfte.
In diesem Zusammenhang drängt
sich noch ein weiterer Vergleich auf – der zwischen dem Echo auf die
Äußerungen von General Boykin und der Reaktion auf die Ausführungen des
früheren malaysische Ministerpräsident Dr. Muhammad Mahathir zur
Eröffnung der Islamischen Gipfelkonferenz in Kuala Lumpur: Schwiegen
angesichts der Worte des amerikanischen Generals fast alle [Stimmen],
empörte sich im anderen Fall die ganze Welt und die westlichen
Hauptstädte konnten gar nicht genug gegen die Aussagen Dr. Mahathirs
protestieren. Dabei bestand dessen ganzes Verbrechen darin, gesagt zu
haben, dass die Juden das Schicksal der Welt beherrschten. (Und der
Aufschrei, der durch verschiedene westliche Hauptstädte ging, erbrachte
den Beweis für die Richtigkeit seiner Worte.)
[...] Diese weltweite und
übertriebene Sorge um die Geschichte und die Rolle der Juden, die auf
der ganzen Erde zusammen nicht mehr als 14 Millionen Seelen zählen
(weniger als die Einwohner der Stadt Kairo), fällt sofort auf, wenn man
sie mit der Gleichgültigkeit und der Geringschätzung vergleicht, welche
dieselben Kreise gegenüber der Beleidigung des Glaubens von 1,5
Milliarden Muslimen [an den Tag legen]. [...]
Darüberhinaus kann man seine
Verwunderung nicht verbergen, wenn man das Geschrei, das sich zugunsten
Israels in den westlichen Hauptstädten regte, mit dem erstaunlichen
Schweigen vergleicht, das sich in den Hauptstädten der arabischen und
islamischen Staaten angesichts der Herausforderung des muslimischen
Glaubens ausbreitete.
[Man] wird sagen, dass Europa –
und Deutschlang ganz besonders – seit der Nazizeit durch eine besondere
Sensibilität gegenüber den Juden geprägt ist. Diese Sensibilität wird
[aber] begleitet von der Angst vor dem Gespenst des "Antisemitismus",
das jeden verfolgt, der die Juden oder Israel nicht wohlwollend erwähnt.
Für die Vereinigten Staaten gilt all dies aber auf keinen Fall. [Hier]
wird nicht einmal geleugnet, dass eine gut geplante und rasche
Anstrengung unternommen wurde, um die europäischen Staaten mittels der
jüdisch-israelischen Karte zu erpressen und einzuschüchtern.
[…] Es stimmt zwar, dass zwei
oder drei arabische Institutionen Protestnoten gegen die Aussagen des
amerikanischen Generals veröffentlichten. Aber das offizielle Schweigen
in den arabischen und islamischen Hauptstädten insgesamt bleibt ein
Anlass für Verwunderung und Fragen. Zwar lässt sich nicht bestreiten,
dass [bereits früher] verschiedene derart verletzende Äußerungen von
Amerikanern oder anderen Westlern gemacht wurden. Allerdings kamen diese
Schmähungen [bisher] meist nicht aus offiziellen Institutionen, sondern
waren Ausdruck persönlicher [Meinungen] oder erfolgten im Namen
extremistischer und fanatischer Gruppen. Das ist im Fall des
amerikanischen Generals anders. Er hat einen hohen Posten im
Verteidigungsministerium und trug [seine] offizielle Uniform als er sich
äußerte. Er trat also nicht bloß als gewöhnlicher Bürger auf, der seine
Meinung kundtut, sondern als hoher Verantwortlicher und militärischer
Führer […]. Dies waren [ja auch] die Faktoren, die zur Amtsenthebung des
deutschen Generals führten.
[An dieser Stelle] müssen wir
über die Position der Gruppe von Extremisten sprechen, die mit den
Zionisten verbündet sind und die politischen Entscheidungen Amerikas
kontrollieren – insbesondere in der Amtszeit von Präsident Bush. Diese
Position schilderte der britische Journalist David Hirst in einem in der
Zeitung "The Independent" vergangene Woche […] veröffentlichten Artikel.
Darin meint [Hirst], dass sich die amerikanische Administration der
Wünsche Israels unterwerfe. […]
Allerdings sollte das arabische
und islamische Schweigen angesichts der zahlreichen Beleidigungen der
Muslime und ihrer Glaubensgrundsätze ebenso viel Aufmerksamkeit
erlangen. […] Hierfür gibt es mehr als nur einen Grund. [Im Folgenden]
werden wir unsere Analyse aber auf die Diagnose der Lage der arabischen
Welt konzentrieren. Erstens weil sie der Teil der Welt ist, in dem wir
leben. Und zweitens weil sie in der Geschichte – zumindest kulturell –
die Rolle der "Lokomotive" für die islamische Welt gespielt und diese
angeführt hat.
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