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MEMRI Special Dispatch – 21. Februar 2003

Initiative arabischer Israelis:
Besuch der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Auschwitz

Die arabischsprachige Tageszeitung al-Hayat berichtete kürzlich über die Initiative einer Gruppe arabischer Israelis, die Gedenkstätte des Konzentrationslager Auschwitz mit einer Delegation zu besuchen. Der geplante Besuch löste sowohl in der jüdischen als auch in der arabischen Öffentlichkeit Israels zahlreiche Reaktionen aus. Der Bericht erschien am 11. Februar 2003 unter dem Titel 'Initiative einer Delegation arabischer Israelis zum Besuch von Auschwitz: Rollenkomplex oder ein Versuch, den Juden zu schmeicheln?':

"Die Initiative einer Gruppe palästinensischer Persönlichkeiten aus Israel, einen Besuch einer arabischen Delegation im nationalsozialistischen Konzentrationslager Auschwitz in Polen zu organisieren, löste Kritik in zahlreichen Kreisen israelischer Palästinenser aus. Die Initiative, die versucht, 'den Schmerz des Anderen von Nahem kennen zu lernen', wurde als Anbiederung gegenüber den Juden und deren Staat empfunden, was zur Legitimation der israelischen Maßnahmen gegen die palästinensische Bevölkerung beitragen könnte, 'als ob die Juden heute auf der Grundlage ihrer historischen Erfahrung handelten'.

Etwa hundert arabische Persönlichkeiten veröffentlichten in der vergangenen Woche ein Gründungsdokument unter dem Titel 'Für den Frieden erinnern wir der Leiden'. In dem Dokument heißt es, ausgehend von einer humanistischen Verantwortung und von dem Glauben, dass die herrschende Atmosphäre in den Beziehungen zwischen den Juden und den arabischen Israelis zu verändern ist, 'treten wir mit einem humanistischen Projekt an die Öffentlichkeit, um das Leid der anderen Seite zu erfahren. Die beiden Völker können den blutigen Weg nur verlassen, wenn sie das Leid des Anderen kennen und ergründen, das Leid und die Ängste, die sie in die Konfrontation und in den Krieg treiben.'

In dem Dokument heißt es weiter: 'Ausgehend von unserem Verständnis dieses Grundgedankens haben wir uns entschlossen, tief in der Geschichte zu graben, in die jüdische Vergangenheit einzutauchen. Wir wollen mehr über die Schmerzen, die Schwierigkeiten, die Herausforderungen und Zerstörungen erfahren, sie kennen lernen. (...) Wir wollen uns in sie hineinversetzen, unsere Solidarität mit den Juden mit all unseren Kräften kundtun.'

Die Namensliste der Unterzeichner umfasst eine Reihe von Günstlingen jenes Spektrums, das zur Koexistenz der beiden Völker aufruft. Diese Gruppe scheint besorgt angesichts der Zerrüttung der Beziehungen [zwischen Arabern und Juden] im Anschluss an den Solidaritätssturm der palästinensischen Israelis für die Intifada im Jahr 2000, der von den israelischen Sicherheitskräften niedergeschlagen wurde. 31 [13] palästinensische Jugendliche wurden dabei getötet.

Unter den Unterzeichnern sind ehemalige Führer der israelischen kommunistischen Partei sowie Kirchenmänner aller drei Konfessionen, insbesondere Archimandrite Emil Shufani, Kandidat für das Erzbischofsamt in Galiläa, Sheikh Abdallah Nimr Darwish, Gründer der Islamischen Bewegung, und Prof. Fadil Mansur.

Archimandrite Shufani, [.] erklärte: 'Der Dialog zwischen den zwei Völkern dieses Landes und der Ausgleich [zwischen ihnen] werden ohne tiefes Verständnis für die Frage des Holocaust nicht gelingen, wenn wir das Leid, die Erinnerung und deren Sprache nicht verstehen. (...) Dies sind die Voraussetzungen [für einen Ausgleich].'

Die Initiatoren erklärten, dass Persönlichkeiten aus der jüdischen und islamischen Gemeinde in Frankreich eine ähnliche Delegation vorbereiten, die das Lager zeitgleich mit der arabischen Delegation aus Israel im Mai besuchen soll. Auch der Delegation aus Israel werden einige Juden angehören.

Unterstützung von Amr Mussa

Der Journalist Nasir Magally erklärte, er habe sich kürzlich in Kairo mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, getroffen. Mussa betrachte die Initiative als gut und positiv und versprach, die Initiatoren öffentlich zu unterstützen, falls sie von Leuten, die die Initiative ablehnen, angegriffen würden. Obwohl die Kritiker der Initiative unter den arabischen Israelis vorziehen, das Thema öffentlich nicht zu diskutieren, erhoben sich doch Stimmen, die die Initiatoren des Projektes und dessen Zeitpunkt kritisierten. Die Zurückhaltung, das Thema öffentlich zu diskutieren, geht auf die Empfindlichkeiten zurück, die in der israelischen Öffentlichkeit durch Aussagen über den Holocaust, einer 'heiligen Kuh' im israelischen Diskurs, hervorgerufen werden könnten.

Instrumente israelischer Propaganda

Der Geschichtsprofessor Tamim Mansur sagt, momentan stelle eine Fahrt in das Lager Auschwitz eine Bestätigung der israelischen Propaganda dar. Er denke, 'die Juden nutzen den Holocaust aus und verwenden ihn als rein politisches Thema. In seinem Namen begingen sie zahlreiche Scheußlichkeiten. Hier gründeten sie wegen des Holocaust auf Kosten des palästinensischen Volkes einen Staat. Ich sehe daher keine Notwendigkeit, mich in sie hinein zu versetzen.'

In einem Gespräch mit Haaretz fuhr er fort, 'der Zeitpunkt ist momentan schlecht, denn [auch] die Juden erkennen die Peinigungen des palästinensischen Volkes nicht an. Die Repressionen und die Besatzung werden von Tag zu Tag schärfer. Ich erinnere mich an keinen Führer der Juden aus der Linken oder Rechten, der Sabra und Shatila oder eines der palästinensischen Massengräber besucht hätte. Es gibt genug Führer der Welt, die ihr Mitleid mit dem jüdischen Volk angesichts des Holocaust ausdrücken.'

Dr. Azmi Bishara erklärte gegenüber der Zeitung, Israel habe Mitgefühl in ein Instrument verwandelt: 'Es gibt zwei große Verbrechen im Zusammenhang mit dem Holocaust: Das erste ist seine Leugnung, das zweite ist die Ausbeutung [des Holocaust]. Beide haben etwas von einer Leugnung, denn wenn man den Holocaust mit allem anderen vergleicht, dann minimiert man ihn letztlich.'

Bishara fuhr fort, er befürchte, hinter der Initiative zum Besuch des Lagers stehe der Versuch der Besucher zu zeigen, dass sie 'gut' sind, so als ob ein solcher Besuch die Herzen öffne: 'Wenn sie sehen, dass wir uns für sie interessieren sind, werden sie sich auch für uns interessieren.'

'Der Rollenkomplex'

Der Autor und Kritiker Antun Shalhat betrachtet die Initiative als Ausdruck 'einer neu aufkommenden Mode unter den Arabern in Israel, als Ausdruck eines psychischen Komplexes, der Suche nach einer Rolle.' Er weist darauf hin, dass viele der Vertreter der Initiative für sich keinen Platz in den Parteien oder auf anderen kulturellen Bühnen gefunden hätten. Daher suchen sie nach Rollen und Wegen.

Im Gespräch, das die Internetseite 'al Mashad' veröffentlichte, fährt er fort, die momentane Thematisierung des Holocaust würde bedeuten, 'auf der Bühne der Anderen mit deren Mitteln zu spielen, ohne dass man selbst Einfluss nehmen könnte. Zudem bestärkt dies die [von Israel behauptete] Legitimation der Gründung Israels aus dem Geschehen in Europa.' Er ergänzt, dass die Behandlung des Holocaust im historischen Kontext ohne die Verbindung zur Gründung des hebräischen Staates geschehen müsse. Diese zionistische Verbindung vermenge moralische, politische und historische Aspekte.

Shalhat fügt hinzu, dass die Palästinenser das Existenzrecht Israels als Entschädigung für das, was ihnen [den Juden] geschehen ist, nicht bestreiten. Es sei aber nun an der Zeit, dass die stärkere Seite, die jüdische, die Nakba [die Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948] als palästinensische Katastrophe anerkenne und die damit verbundenen Ansprüche [der Palästinenser] einlöse.

Kritik von der israelischen Linken

Es scheint, als beschränkten sich die Kritiker der Initiative nicht auf die oben erwähnten Personen. Professor Amnon Rubinstein, herausragende Persönlichkeit der zionistischen Linken, beeilte sich, den Besuch herunterzuspielen. Er erklärte, es sei nicht nötig, nach Auschwitz zu fahren, um die Wurzeln der jüdischen Angst zu verstehen. 'Es reicht, nach Bagdad, Teheran oder selbst nach Gaza zu schauen, um von den Führern der Hamas zu hören, dass sie die Vernichtung des Staates Israel wollen.'

Eine nationale, arabische Tat

Magally weist die Vorwürfe zurück. Er betrachtet die Initiative nicht als Schmeichelei, sondern als 'vorrangig nationale, arabische Tat. Ihr Ziel ist es, unseren Humanismus zu bestärken.' Er fügt hinzu, 'wir leben in der Hölle und wünschen uns, ein wenig frische Luft atmen zu können, damit wir selbst reiner werden. Ich gehe, um mich selbst und mein Volk von dem Hass zu reinigen, der heute vorhanden ist.'"

Die Ansichten der hier zitierten Autoren geben nicht die Meinung von MEMRI wieder. Kopien der zitierten Artikel und Dokumente sind auf Nachfrage erhältlich.
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hagalil.com 23-02-03

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