Zum Ramadan ein Spaß für die ganze Familie?
Abu Dhabi TV strahlt antisemitisches
Unterhaltungsprogramm aus
Der populäre Fernsehsender von Abu
Dhabi, der über Satellit in der ganzen Welt empfangen werden kann, hat
anläßlich des Fastenmonats Ramadan mit der Ausstrahlung eines
rassistischen und antisemitischen Unterhaltungsprogramms begonnen,
dessen Zielscheibe Premierminister Scharon ist.
Die Sendung heißt "Arhabiat", was
"Terroraktionen" bedeutet. Darin wird Scharon als blutrünstiger Mörder
dargestellt, der zu seinem Vergnügen arabische Kinder umbringt. Der Film
wird zur besten Sendezeit (16.00 Uhr) am Ende des täglichen Fastens
ausgestrahlt.
A.In der Sendung treten drei feste Figuren auf: Scharon, sein Assistent
namens Ehud, dargestellt als religiöser Jude mit langen Schläfenlocken
und Kopfbedeckung, sowie eine Frau mit dem Namen Esther. Bis jetzt
wurden die beiden ersten Folgen ausgestrahlt (16.11 & 17.11). Die
Sendung wurde in Zusammenarbeit mit kuwaitischen Einrichtungen
produziert.
B. Die erste Folge mit dem Titel "Ich
hasse Israel" hat folgende Handlung: Premierminister Scharon ist
aufgebracht, als er das berühmte Lied "Ich hasse Israel" hört. (Vor
Kurzem in Ägypten bekannt gewordener und höchst populärer Schlager).
Scharon fragt beim "Mossad" nach, ob man den Verfasser des Textes
umbringen könne. Schließlich beschließt man, den Sänger zu zwingen, das
Lied mit den Worten "Ich liebe Israel" zu singen. Dieser lässt sich
jedoch nicht überzeugen und singt während einer Livesendung den alten
Text "Ich hasse Israel". Am Ende der Folge erscheint der legendäre
ägyptische Sänger Farid al-Atrasch als Zeichentrickfigur und singt eines
seiner berühmten Lieder mit verändertem Text: "Scharon, erinnerst du
dich, dass du ein Nazi bist?"
Die zweite, 12 Minuten lange Folge trägt den Titel "Scharon trifft sich
mit Drakula". Sie enthält folgende Szenen:
Szene 1: Ein Mann mit ultraorthodoxem Aussehen bittet Scharon um eine
Gehaltserhöhung. Scharon wirft ihm vor, mehr Geld zu verlangen, während
sich das Land im Krieg befindet und verlangt von ihm, seinen Kopf mehr
anzustrengen. Er erklärt dem Ultraorthodoxen sein neuestes Projekt, das
ihn Tag und Nacht beschäftigt: Eine Flasche mit einem aus arabischem
Blut zubereiteten Getränk. Scharon erklärt, dass er einige
Konservierungsstoffe und Schlankheitsmittel hinzugefügt habe - wegen
seiner Diät.
Szene 2: Scharon sucht zusammen mit seinen Beratern nach einer passenden
Bezeichnung für das Getränk. Die Berater schlagen verschiedene Namen
vor. Am Ende verkündet Scharon: "Mein Vorschlag ist der allerbeste: Das
Getränk soll ‘Dra-Cola’ heißen." Alle sind begeistert.
Szene 3: Der Werbespot für das Getränk wird als Zeichentrickszene
gezeigt. In dieser wird Scharon als teufelsähnliche Figur mit Hörnern
und Schwanz dargestellt, die aus einer Dose mit der Aufschrift
"Dra-Cola" Blut trinkt, während ein Lied mit den Worten "Dra-Cola mein
Lieber, ein Getränk, das ‘in’ ist; trink keine Milch, bring nichts mit,
wenn du in Tel-Aviv bist" ertönt. Am Ende sagt der Sprecher:
"Originalgetränk aus arabischem Blut. Hauptvertreiber: Ariel Scharon und
Partner."
Szene 4: Scharon befiehlt einem Exekutionskommando, einige gefesselte
Gefangene hinzurichten, weil dies für die Produktion des neuen Getränkes
notwendig sei. Er drängt, die Hinrichtung zu beschleunigen.
Szene 5: Scharon erinnert sich an gute alte Zeiten, als er seinen
zwanzigsten Geburtstag feierte und Menachem Scharon (gemeint ist
Premierminister Menachem Begin) ihn fragte, was er sich als Geschenk
wünsche: "Zu meinem zwanzigsten Geburtstag möchte ich 20 arabische
Kinder", antwortet Scharon. Man sieht, wie er Leichen arabischer Kinder
in ein Feuer wirft. Dazu erscheint folgender Text in arabischer Sprache:
"Basiert auf einem authentischen Ereignis aus dem Jahre 1944."
Szene 6 - Der "echte" Drakula ruft Scharon an und ist erbost, dass man
seinen Namen ohne sein Einverständnis für die Vermarktung eines Produkts
benutzt. Er befiehlt Scharon, bei Anbruch der Dunkelheit zu ihm zu
kommen. Scharon versucht, Drakula zu beruhigen, indem er ihm versichert,
dass er keine bösen Absichten habe. Er betont das Gemeinsame zwischen
ihnen, nämlich, dass beide Blutsauger seien. Scharon beschließt voller
Angst, zum Treffen mit Drakula zu gehen. Beim Abschied wollen er und
sein ultraorthodoxer Assistent sich umarmen, was ihnen jedoch wegen des
Bauchumfangs von Scharon nicht gelingt. Der Ultraorthodoxe bleibt zurück
und verflucht seinen Chef.
Szene 7: Ein verängstigter Scharon meldet sich bei Drakula. Er versucht
sich bei ihm einzuschmeicheln, um ihm sein Produkt anzudrehen - eine
Flasche mit arabischem Blut - doch ist Drakula nicht zufrieden. Er sagt,
er trinke kein ihm unbekanntes und kaltes Blut. Am Ende bohrt er seine
Zähne in Scharons Nacken, obwohl dieser ihn anfleht, das zu unterlassen.
Szene 8: Die Sendung wird durch eine kurzen Nachrichtenspot
unterbrochen. Der Sprecher teilt mit, dass "der internationale
Blutsauger Drakula tot aufgefunden wurde." Er sei an einer Vergiftung
gestorben, nachdem er schmutziges, kaltes und infiziertes Blut getrunken
habe. Der Terrorist Scharon habe die Verantwortung für die Tat
übernommen.
Kommentar:
1. In die Filmkulisse sind antisemitische Motive eingebaut wie z.B.
Davidsterne, von denen Blut tropft. Die Kulisse insgesamt ist in roter
Farbe. In einer Zeichentrickszene wird Scharon mit einem
Davidstern-Anhänger und "Teufelshörnern" auf seinem Kopf gezeigt.
2. Die im Film auftretenden Schauspieler sprechen den arabisch-
ägyptischen Dialekt. Dieser wird jedoch entstellt, um dadurch die
israelische Sprechweise zu imitieren und zu karikieren. (So wird
beispielsweise jedes "Chet" als "Chaf" ausgesprochen.)
3. Das Lied des ägyptischen Sängers Shaaban Abd Al-Rahim wurde in
Ägypten zu einem Riesenhit und oft im Radio und im Fernsehen gesungen.
Der Sänger erlangte durch das Lied in Ägypten Berühmtheit.
4. Die Sendung wurde mehrmals durch Werbung unterbrochen, unter anderem
durch einen Spot der internationalen Autovermietungsfirma Hertz. Bei den
anderen Sponsoren handelt es sich vor allem um kuwaitische Institutionen
und Unternehmen.
5. Die Sendung wurde von einem kuwaitischen Fernsehteam und in
kuwaitischen Studios produziert. Scharon wird jedoch von Yusuf Maati,
einem ägyptischen Schauspieler dargestellt, der auch das Skript zu allen
Folgen geschrieben hat. Laut einem Bericht in "Al’kuds Al’arabi" vom
10.11. führt Maati in diesen Tagen am ägypischen Theater "Albalun" im
Kairoer Stadtteil Gize ein neues Stück mit dem Titel "Scharon in der
Hölle" auf. Kürzlich hat das Theater vom ägyptischen Kulturministerium
finanzielle Hilfe erhalten. Vor der Aufführung von "Scharon in der
Hölle" wurde dort ein Stück mit dem Titel "Sachi Sachri fordert Scharon
heraus" aufgeführt.
6. Das Fernsehen von
Abu Dhabi
vertritt seit Beginn der Terrorwelle im September 2000 eine extrem
antiisraelische Haltung. Es ist anzunehmen, dass die Leitung des Senders
durch Verbreitung derartiger Hetzpropaganda hohe Einschaltquoten
erreichen möchte, um so in der Konkurrenz mit
Al-Gazira
bestehen zu können.
7. Vergossenes palästinensisches/arabisches Blut und die
unterschiedliche "Nutzung" dieses Blutes durch die Israelis sind in der
gesamten arabischen Presse gängige und häufig verwendete Motive. In der
etablierten ägyptischen Presse wird beispielsweise Ministerpräsident
Scharon immer als "Blutvergießer" (Safach) bezeichnet. Karikaturen
stellen Scharon, Verteidigungsminister Ben-Eliezer und andere führende
israelische Politiker in dieser Weise dar. So veröffentlichte die
offizielle Zeitung "Al-Ahram" eine Karikatur von Scharon als Vampir, der
seine Zähne in den Körper eines palästinensischen Kindes bohrt.
Allgemein kann man sagen, dass die Al-Aksa Intifada im gesamten
arabischen Raum eine neue Welle des Hasses gegen Israel, das Judentum
und den Zionismus, die als Einheit gesehen werden, ausgelöst hat. In
Ägypten, in den Palästinensischen Autonomiegebieten und in den
Golfstaaten ist eine Zunahme antisemitischer Äußerungen sowohl in den
regimetreuen als auch in den oppositionellen Medien zu verzeichnen. Die
Äußerungen sind von einem noch größeren Extremismus als in der
Vergangenheit geprägt. Die veröffentlichten Karikaturen verwenden
antisemitische Stereotype, wie sie unter den Nazis verbreitet wurden
(der bärtige, in Schwarz gekleidete Jude mit großer Nase, Hut etc.).
Übrigens werden in der arabischen Welt die "Protokolle der Weisen von
Zion" als authentisch bezeichnet und die Legende verbreitet, dass Juden
an ihren Feiertagen das Blut arabischer Kinder benutzen würden.
jl-ibb / haGalil
onLine 27-11-2001 |