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MEMRI Special Dispatch - 19.9.2003

Al-Sharq Al-Awsat:
"Wer ist verantwortlich für den 11.9.?"

Anlässlich des zweiten Jahrestages der Anschläge auf das WTC und Pentagon befasste sich auch die arabische Presse noch einmal mit dem 11. 9.2001. Ein Artikel des ägyptischen Kolumnisten Ahmad Abbas Salih kritisierte in diesem Zusammenhang die Spaltung in eine "islamische" und eine "westliche" Welt – macht letztlich aber allein "den Westen" dafür verantwortlich. Der Beitrag, den wir hier leicht gekürzt widergeben, wurde in der in London erscheinenden Tageszeitung Al-Sharq Al-Awsat unter dem Titel "Wer ist verantwortlich für den 11. September?" am 12.9.2003 veröffentlicht:

"Wir leben wirklich in einer Welt des Informationschaos. So geschieh es häufig, dass man sich in der Vielzahl von Informationen, die Präsidenten und Politiker von sich geben und von den Medien verbreitet werden, verirrt. Außerdem können Letztere durch den Einfluss cleverer Finanziers, die politische Zwecke verfolgen, leicht ihre Unschuld verlieren. […] Wenn Politiker, Interessenvertreter und Ideologen Druck auf die Medienindustrie ausüben, weicht diese oft von ihrer eigentlichen Rolle ab, die Neutralität, Objektivität und bedingungslose Ehrlichkeit erfordert. […] Ein Beispiel für solche Parteinahme erleben wir besonders in den USA seit den Ereignissen am 11. September vor zwei Jahren […]. So scheinen wir von der wahren Geschichte, die zu den Explosionen des 11. September führte, fast nichts mehr zu wissen. Vielmehr entstand mit der Zeit besonders in den USA die Meinung, dass die Araber und die fanatischen Muslime hinter den Geschehnissen stecken. Einige behaupteten, dass die islamische Welt mit ihrer mittelalterlichen Kultur, der neue Feind sei, dem militärisch begegnet werden müsse, um ihn vollständig zu besiegen. Daneben haben einige Stimmen auch darauf hingewiesen, dass die veraltete und überlebte Denkweise der islamischen Welt verändert werden müsse, bevor diese zu einer feindlichen Kraft wird. Unumgänglich sei deshalb das gegenwärtige Vorgehen in Afghanistan, dem Irak und Palästina und vielleicht in Zukunft auch im Iran, in Syrien und anderen arabischen Ländern. Auf diese begann nun der voreingenommene Medienapparat, seinen Hass zu projizieren.

Das Ergebnis all dessen ist die Teilung der Welt in eine christlich-jüdische zivilisierte Welt und die islamische Welt als neuem Feind der westlichen Kultur. Kaum zwei Jahre dauerte es vor diesem Hintergrund, dass sich die islamische Welt mit all ihren unterschiedlichen modernistischen wie fundamentalistischen Strömungen vereinigt hat, um als nunmehr geeinte Masse in dem neuen hasserfüllten und irrationalen Zwist zu bestehen. Da muss man sich nicht wundern, wenn man sehen kann, wie ein säkularer, moderner Muslim seine Gedankenwelt beiseite legt und sich den zahlreichen Gruppierungen anschließt, die sich auf die Religion beziehen. Schließlich ist die Religion nicht nur Glaube, sondern ein grundlegender Teil - wenn nicht der größte Teil – dessen, was die Identität der Menschen ausmacht. Wenn Du also Muslime an Flughäfen oder Stadttoren mit Argwohn betrachtest, gleich welche Grundeinstellung sie haben mögen, dann bist in Wirklichkeit Du es, der sie gegen Dich und gegen all Deine Gedanken aufbringt, so dass auch sie Dir argwöhnisch begegnen, egal welche Grundeinstellung Du selber hast.

Obwohl es Terrorismus an vielen Orten der Welt gibt – gleich ob er auf christlicher, jüdischer oder nationalistischer Überzeugung beruht wie etwa in Spanien, Großbritannien, Frankreich, Indien oder Israel -, wird er doch meist zuallererst auf den Islam und die Muslime bezogen und zudem davon abgesehen, dass sich ganz bestimmte (einseitige) Ziele hinter dieser verbreiteten Propaganda verbergen. Selten finden wir hingegen objektive Studien über die Wendung zum Terrorismus seitens einiger islamischer Gruppen.

Nun können wir hier nicht auf die Schnelle auf die islamische Welt, ihre Probleme und Spaltungen eingehen. Auf jeden Fall war es aber diese Kultur, die für lange Zeit die Welt beherrschte und mehrere Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte geprägt hat. Und nun fragt diese Kultur nach den Gründen für ihre Niederlagen und ihre Rückschrittlichkeit während der vergangenen zwei Jahrhunderte. Bei dieser Reflexion kristallisierten sich mindestens zwei grundlegende Strömungen heraus: die fundamentalistische und die modernistische. Erstere glaubt, das eine religiös legitimierte Regierung, die sich der Sarica verpflichtet weiß, zu einer 'Renaissance' führen wird. Die zweite Strömung hingegen will eine Modernisierung vor allem durch die Trennung des Religiösen vom Weltlichen und des Heiligen vom Menschlichen erreichen. Sie will der menschlichen Vernunft alle Wege öffnen, um die richtige Regierungsform entwickeln und die gegenwärtigen gesellschaftlichen Probleme lösen zu können.

Die islamische Welt hat das vergangene zwanzigste Jahrhundert ausgiebig zur Auseinandersetzung mit diesen beiden Konzepten oder Strömungen genutzt. Beginnend mit der nationalen Revolution in der Türkei ging der Sieg an die Strömung der Modernisierer. Als Bezeichnung für diese Entwicklung hat sich ein unpräziser Begriff eingeschlichen – der Laizismus.

Ungefähr das gleiche geschah in vielen der damaligen türkischen Provinzen in der arabischen Welt - so in Ägypten, Syrien, dem Irak und anderen arabischen Staaten. […] Und obwohl die Außenpolitik der großen Staaten in jener Zeit drauf und dran war, sich bei dieser oder jener Strömung einzumischen (besonders als viele der arabischen Staaten unter die Kontrolle militärischer Kolonialmächte geraten waren), so war es doch die Idee des Modernismus, die am meisten verbreitet war, ohne das dies (einmal abgesehen von den Entwicklungen in der Türkei) ein Problem für den Glauben bedeutete.

Das änderte sich mit dem ideologischen Kampf zwischen der sozialistischen und der liberalen Idee - oder besser gesagt zwischen den amerikanischen Interessen und dem Lager des westlichen Kapitalismus auf der einen und der Sowjetunion und dem sozialistischen Lager auf der anderen Seite. Auf intellektueller Ebene war es ein heißer Krieg. Beide Lager versuchten die Gebildeten und Intellektuellen auf ihre Seite zu ziehen - ob auf rechte oder unrechte Weise, mittels freien Denkens, Bestechung oder Drohungen.

In einer Reihe neuer Studien ist diese lange Geschichte jetzt aufgegriffen worden. Sie zeigen, wie sich dieser oder jener große Schriftsteller oder Denker schrittweise diesem oder jenem Lager annäherte. Dabei erkannte das kapitalistische Lager, das aufgrund der vorangegangenen [kolonialen] Okkupation in der arabisch-islamischen Welt einen schlechten Ruf hatte, dass die Unterstützung der religiösen Bewegung das wirksamste und leichteste Mittel gegen die sozialistische Propaganda war, die begonnen hatte, viele der Gebildeten in der islamischen Welt anzuziehen. Schließlich existierte die politische religiöse Strömung ja noch und es erforderte nur wenig Mühe, sie zu stärken und zu fördern. Also hat das kapitalistische Lager seine Anstrengungen darauf konzentriert, sich mit dieser Strömung zu verbünden und sie in seinen Dienst zu nehmen.

Vor diesem Hintergrund begann der religiöse Eifer sich in der ganzen arabischen Welt auszubreiten und seine Anhänger gegen das sozialistische Lager zu mobilisieren. Das war etwa der Fall bei den Auseinandersetzungen in Indien, Pakistan und Indonesien und in vielen weiteren Regionen, wo der Islam das religiöse Fundament darstellt. Durch die Mobilisierung von muslimischen Freiwilligen war es ein Leichtes der russischen Armee in Afghanistan eine große Niederlage zu bereiten. Sie glaubten ja, dass sie gegen die in der russisch-kommunistischen Idee verkörperte Sünde und den Atheismus und für Gott kämpften. Auf der Grundlage vieler regionaler und Internationaler Entwicklungen begann der radikal-fundamentalistische Gedanke, sein spezielles Selbstverständnis aus einer sehr vielfältigen und reichen Tradition zusammenzusuchen, die sich in einer langen Zeit der politischen und intellektuellen Arbeit herausgebildet hatte. In der Art, in der [diese Strömung] alle nur erdenklichen Stimmen [herausgriff], ging sie bis an die Schmerzgrenze.

Natürlich hat der imperialistische Westen die politisch-religiöse Strömung nicht erfunden. Er hat sich zwar mit ihr verbündet und sie gestärkt – sie ist aber auch ein Ausdruck für die [innergesellschaftlichen] Probleme mit Freiheit, Unabhängigkeit und Reformen. So ist [die islamische Strömung] auch ganz schnell in den [allgemeinen] politischen und gesellschaftlichen Fragen versunken, unter denen die islamischen Gesellschaften leiden - an ihrer Spitze die palästinensische Sache, die das hässlichste Bild politischer Gewalt darstellt.

An diesem Beispiel zeigt sich auch die Voreingenommenheit des Westens, der hier jegliche Glaubwürdigkeit verliert. Also wendete sich die fundamentalistische Strömung gegen ihre ehemaligen Verbündeten. Und diese behandeln sie jetzt eben nicht mehr wie Verbündete, sondern wenden sich geradezu fanatisch gegen sie und überschreiten bei ihrer Bekämpfung jedes vernünftige Maß. Gegen den Islam und die Muslime wird nun die gleiche alte Propaganda angewandt wie im vergangenen kalten Kulturkrieg. Das umfasst die Verbreitung von Lügen und all jener [Propaganda]tricks, die die Völker auf beiden Seiten mit Hass und Zwietracht erfüllen. Derzeit sehen wir, wie diese Feindschaft tagtäglich und bis zu einem Maß, das wohl nur Gott kennen mag, größer wird."

THE MIDDLE EAST MEDIA RESEARCH INSTITUTE (MEMRI)
eMail:
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hagalil.com 23-09-03

 

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