Lange überfällige Worte von Bush:
Nebenschauplatz Nahost
Von Thorsten Schmitz
Ausgerechnet am Vorabend eines
Irak-Kriegs kündigt US- Präsident George W. Bush einen
"Nahost-Fahrplan" an. Er lobt die Einsetzung eines palästinensischen
Ministerpräsidenten, stellt dessen Besuch nach Washington in
Aussicht und mahnt Israel zum Baustopp bei den jüdischen Siedlungen.
Man sollte sich gleichwohl nichts
vormachen: Der Zeitpunkt, den Bush für seine (überfälligen) Worte
gewählt hat, wurde von den Protesten gegen die Irak-Politik der USA
in aller Welt diktiert.
Bush hat den eilig anberaumten
Pressetermin absolviert, um sich mit den arabischen Staaten gut zu
stellen, die ihre Unterstützung für den Irak- Krieg von einem
größeren Engagement der USA im Nahost-Konflikt abhängig machen. Denn
nach Ansicht vieler arabischer Staaten hat der tägliche Blutzoll im
Nahost-Konflikt eine schlimmere und destabilisierendere Wirkung auf
die Region, als das vermutete Waffenarsenal Saddam Husseins.
Auch entsprach Bush mit seinen Worten
der Bitte seines treuesten Alliierten, des britischen
Premierministers Tony Blair. Blair ist wegen seiner Unterstützung
für den Irak- Krieg innenpolitisch unter starken Druck geraten und
kann nun den Kritikern entgegenhalten, dass dem Krieg ein
(provisorischer) Palästinenserstaat folgen werde.
Ungeachtet der taktischen Motive für
Bushs Rede könnte sie die Berufung von Jassir Arafats
Stellvertreter, Machmud Abbas, zum künftigen Ministerpräsidenten
beschleunigen.
Noch wehrt sich Arafat gegen zu viele
Kompetenzen für Abbas und zögert dessen Inthronisierung hinaus.
Andererseits weiß Arafat aus eigener Erfahrung nur zu genau, dass
eine Einladung ins Weiße Haus von besonders hohem Wert ist.
hagalil.com
17-03-03 |