Nationalistische Angriffe auf den US-Botschafter in Israel:
Christliche Fundamentalisten bevorzugt
Nach
antisemitischen Angriffen auf den US-Botschafter in Israel, Daniel
Kurtzer, hat nun auch ein nicht genauer bezeichneter offizieller
Vertreter aus dem Büro des Premierministers Ariel Sharon, angeregt
den US-Botschafter auszutauschen. Der Jeschiwah-Absolvent Kurtzer
vertrete Positionen, die der israelischen Linken nahe stünden und
beeinflusse die Politik der US-Administration anti-israelisch. Man
solle ihn durch einen "sehr viel stärker in Liebe zu Israel
stehenden Vertreter der christlichen Evangelisten" ersetzen.
Erst vor einer Woche meinte Adi Mintz,
Generaldirektor des JeSch'A-Rats, in einem Gespräch mit dem
Zentralorgan der sefardisch-fundamentalistischen SchaS-Partei, "in
der US-Botschaft sitzt ein Judenjunge, und ich schäme mich nicht
diesen Ausdruck zu benutzen, der Informationen von Schalom akhshav
erhält und mit diesen zum State Department rennt. Kurtzer ist ein
Gallut-Jude, der hierherkommt, sich an linken Tagungen beteiligt und
dort Reden schwingt, in denen er das Recht auf die Besiedlung von
JeSch'A (Jehudah, Samariah und 'Asah =
Westbank und Gazastreifen)
leugnet".
Schon
früher war Kurtzer Ziel persönlicher Angriffe. Zvi Hendel,
stellvertretender Erziehungsminister und Knessetabgeordneter der
rechtsgerichteten "Nationalen Union", hatte ihn sogar als "kleinen
Judenbengel" beschimpft. Kurtzer sei eine Schande für das Judentum,
da er nicht entschieden zum nationalen Siedlungswerk in JeSch'A
stehe.
Schon im Vorfeld seiner
Ernennung zum Botschafter in Tel Aviv versuchten national-religiöse
Kreise Kurtzers Berufung zu verhindern. Herbert Zweibon, Vertreter
der rechtsgerichteten Gruppierung "AMERICANS FOR A SAFE
ISRAEL/AFSI", meinte: "Schon viel zu lange leidet Israel unter dem
Druck von US-Botschaftern, die nicht in der Lage sind, die
biblischen Rechte des Volkes Israel auf den jüdischen Staat Israel
zu begreifen. Dieses verhängnisvolle Muster muss durchbrochen
werden". Kurtzer wurde unter anderem vorgeworfen, er habe, als
Redenschreiber des ehem. US-Staatssekretärs James Baker, den
Ausdruck "Land for Peace" geprägt. Zweibon appellierte damals an die
US-Adminstration, Kurtzer, zuvor US-Botschafter in Kairo, sei
gänzlich ungeeignet für die Position in Israel.
Erst im Dezember hatte ein Interview des Botschafters
heftigen Widerspruch hervorgerufen. Kurtzer hatte damals erklärt,
dass die US-Regierung nicht gegen den Zaun als Sicherheitsmaßnahme
argumentiere, sondern gegen den Verlauf des Zaunes tief im Gebiet
der Westbank: "Israel wird umso weniger Opposition aus Washington
hören, je näher der Zaun sich am Verlauf der "Grünen Linie" von vor
dem Sechs-Tage-Krieg 1967 orientiert".
Die Sprecherin der
amerikanischen "Peace now"-Bewegung meinte, Kurtzer sei ein enormer
Gewinn für die
Bush Administration: "Seine Tätigkeit
ist eine Quelle des Stolzes für die amerikanisch-jüdische
Gemeinschaft. Dass er nun mit antisemitischen Schlagworten
attackiert wird, ist eine Beleidigung für ihn und unser Land. Wenn
Adi Mintz Problem mit Kurtzers Position zu den illegalen Außenposten
hat, dann hat er auch ein Problem mit Präsident Bush, der Mehrheit
der amerikanischen Juden und der Mehrheit der Israelis. Sie alle
sehen in der Siedlungspolitik eine Schwächung der
sicherheitspolitischen, ökonomischen und diplomatischen Interessen
des Staates Israel".
Quellen: Maariv, Haaretz
hagalil.com
16-01-2004 |