Keine Übereinkunft über das Rückkehrrecht und die Siedlungen:
Krise in Washington noch vor der Landung
Sharons
Von Ben Caspit, Maariv
Heute Abend werden
Ministerpräsident Sharon und der amerikanische Präsident Bush auf den
Rasen des Weißen Hauses treten. Gemeinsam werden sie den Startpfiff für
das Halbfinale der Loslösung geben. Auf dem Rasen wird Bush bewundernd
über Sharon sprechen und alles tun, außer den Likud-Mitgliedern zu
befehlen, für das Programm zu stimmen. Aber die konkreten Gegenleistung,
mit denen Sharon nach Hause fahren wird, werden ziemlich geizig sein.
Das letzte, was George Bush jetzt braucht, sind
Probleme hier, bei uns. Irak brennt, die Marines bluten, der C.I.A.
veröffentlichte ein besonders peinliches Dokument, aus dem sich
entnehmen lässt, dass die Adresse Osama Bin-Ladens in riesigen
Buchstaben auf die Twin Towers in New York geschmiert war, noch lange
bevor sie von einem Flugzeug gerammt wurden. Bush führt einen
Überlebenskrieg, und er spielt auch eine entscheidende Rolle im
Überlebenskrieg Sharons.
In den letzten Tagen beraten sich die Amerikaner
weitaus mehr mit den Europäern und der UNO, als es den Israelis recht
ist. Washington ist heute mehr als jemals zuvor von Kofi Annan abhängig.
Bush will das Regime in Irak am 30. Juni in internationale Hände legen,
koste es, was es wolle. Er umwirbt Leute, die früher kaum ein Kopfnicken
von ihm erhielten. Javier Solana, zum Beispiel.
Das alles passt Israel überhaupt nicht in den Kram.
Sharon will nichts von den Europäern hören, von der UNO, von
internationalen Truppen oder vom britischen Sicherheitsprogramm. Sharon
möchte ruhmreich aus Washington zurückkommen und bei den
Meinungsumfragen einen Vorsprung von 20% bei der Likud-Befragung
erreichen.
Die Lage Sharons ist zerbrechlicher als es scheint.
15-20 Minuten in der Primetime im Fernsehen könnten ihm wieder Farbe ins
Gesicht bringen. In den nächsten Tagen werden die Likud-Mitglieder in
ihren Briefkästen ein Schreiben finden, das so aussieht, als sei es von
den beiden Führern der Welt und mutigen Terrorbekämpfern, George W. Bush
und Ariel Sharon, persönlich an sie gerichtet worden. Und dann müssen
sie entscheiden. Das Ganze sieht so aus, als gäbe es bereit ein
unterzeichnetes Abkommen zwischen Sharon und Bush, und es abzulehnen
käme einer persönlichen Beleidigung des Führers der Freien Welt gleich,
des Mannes, der die Iraker bekämpft hat, um uns zu beschützen.
hagalil.com
14-04-2004 |