Vabanquespiel:
Bush missioniert für den Frieden
Von Thorsten Schmitz
Über zwei Jahre lang hat es US-Präsident George
W. Bush vermieden, sich persönlich im Nahost-Konflikt einzumischen.
Er überließ Israel und die Palästinenser weitgehend sich selbst. Nun
aber sieht die US- Administration den Zeitpunkt gekommen für einen
Richtungswechsel, nachdem die Palästinenser seit einem Monat in
Machmud Abbas einen Ministerpräsidenten haben, der
Palästinenserpräsident Jassir Arafat langsam entthronen wird.
Bush steht bei seinen arabischen Verbündeten aus
dem Irak-Krieg im Wort, ebenso bei seinem treuesten Mitkrieger,
Großbritanniens Tony Blair; der Präsident soll nun kühnere Schritte
auf dem Weg zu einem Friedensschluss wagen.
Es ist ein Vabanquespiel, auf das sich Bush
einlässt – ein Jahr vor der nächsten Präsidentschaftswahl. Bereits
in wenigen Monaten beginnt in den USA der Wahlkampf, Bush wird dann
mehr Zeit mit der Konsolidierung der US- Wirtschaft verbringen als
mit dem Versuch, die Intifada zu beenden. Über wie viel Autorität
der US-Präsident verfügt, zeigt die Schaffung eines
palästinensischen Ministerpräsidentenamtes sowie Israels – bedingtes
– Ja zum Friedensfahrplan. Bush und seine Berater halten es nun für
angebracht, dass der US-Präsident Scharons erste Signale verstärkt.
Dabei sucht er den Fehler von Bill Clinton zu
vermeiden, der trotz fieberhafter Moderation zwischen Israelis und
Palästinensern letztlich gescheitert war. Bush will verhindern, dass
sein Friedensfahrplan auf dem Abfallhaufen all jener nie
verwirklichter Friedenspläne landet. Bushs Gipfel kommende Woche
muss einen Erfolg produzieren, will er eine zweite Amtszeit. Seinen
Wahlhelfern Scharon und Abbas ist das klar.
hagalil.com
30-05-03 |