MEMRI Special Dispatch – 8. Februar
2005
Die Rückkehr Hitlers:
Ägyptische Rezension von "Der Untergang"
Im Zusammenhang mit den Jahrestagen der
Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee und des
Endes des Zweiten Weltkrieges erschienen auch in arabischen Zeitungen
Kommentare zu den nationalsozialistischen Verbrechen an den Juden.
Während in den meisten Reaktionen die
Gedenkveranstaltungen für die Opfer von Auschwitz im Mittelpunkt
standen, veröffentlichte die ägyptische Wochenzeitung Al-Ahram Al-Arabi
eine Besprechung des umstrittenen deutschen Films "Der Untergang". Die
Besprechung von Rim Azmi, die sich weniger um die Vernichtungspolitik
oder den Film selbst, sondern vielmehr um die Darstellungsform des NS
und deren vermeintliche Instrumentalisierung dreht, erschien am 29.
Januar 2005:
"Die Rückkehr Hitlers"
"Als der verstorbene
islamisch-amerikanische schwarze Aktivist Malcom X den Mord an Präsident
Kennedy kommentierte, sagte er: 'Der weiße Mann erntet, was er gesät
hat.' Auf die Frage was die Weißen denn gesät hätten, antwortete er:
'Hass!' Hass sei das natürliche Ergebnis der rein triebgesteuerten
westlichen Kultur, die eine beispiellose Bösartigkeit hervorgebracht
habe.
In diesen Tagen wird nun die Erinnerung an
eines der größten Gespenster Europas wieder belebt, das seine Feinde wie
seine Anhänger noch immer nicht in Ruhe lässt: Es ist der Führer, Adolf
Hitler, über den derzeit mit großem Erfolg der Film "Der Untergang"
gezeigt wird. Bei dem Film handelt es sich um eine deutsche Produktion,
deren Präsentation mit dem 60. Jahrestag des Endes des Zweiten
Weltkrieges zusammenfällt. Regie führte Oliver Hirschbiegel und die
Rolle Hitlers wird von dem Schweizer Schauspieler Bruno Ganz gespielt.
All die Jahre nach der Niederlage Deutschlands haben sich die Europäer
nun dazu durchringen können, einen solchen Film objektiv zu betrachten
und ihm - in den Worten der Rezensenten – das Zeugnis ausgestellt,
erschreckend realistisch zu sein!
Diejenigen aber, deren Namen hier nicht
genannt werden sollen, werden einer derart befreiten Darstellungsform,
die unsere gewohnten Ansichten vom Tyrannen Hitler über Bord wirft,
niemals zustimmen! Starker Protest kommt etwa von dem
französisch-jüdischen Regisseur Claude Lanzmann. Er warnte: „Wenn man
Hitler in dem Film sieht, will man sich ihm nähern, man will ihn
verstehen, aber man kann sich nicht damit amüsieren, die Leute da zu
verstehen. Schließlich gehen die Verbrechen, die dieser Mann begangen
hat, weit über jede Entschuldigung hinaus, die man für ihn vorbringen
könnte.
Dazu muss gesagt werden, dass Lanzmann
selbst mehrere Filme und Dokumentarfilme über die Juden gemacht hat.
Unter ihnen 'Israel warum?', 'Shoa' über den Nazi-Holocaust und 'Tsahal'
über die israelische Armee. Man kann also verstehen, warum Lanzmann und
andere wie er den Film angreifen, zerstört er doch die Mythen, die sie
um die nationalsozialistische Barbarei gesponnen haben – als wäre diese
weiterhin lebendig und würde auch sie noch bedrohen.
Tatsächlich gibt es eine neue
Betrachtungsweise der Geschichte, und so wandern die Verdienste nun aus
ihren Taschen in die von anderen, nachdem sich ihre Fantasie darauf
konzentriert hatte, die Idee von der nationalsozialistischen
Unterdrückung der Welt im allgemeinen und derjenigen der Juden im
besonderen zu verwerten. Zu den amerikanischen Filmen, die den
Nationalsozialismus in gewohnter Weise behandeln, gehören 'Schindlers
Liste' von Steven Spielberg und 'Der Pianist' von Roman Polanski. Die
Angriffe, denen sich dagegen der Film 'Der Untergang' ausgesetzt sieht,
erinnern uns an die gegen den australischen Schauspieler und Regisseur
Mel Gibson und dessen Film 'Die Passion Christi' - jede Abweichung vom
zionistischen Schriftgut gilt als Verbrechen!
Dabei ist der Fanatismus des
Nationalsozialismus ebenso wenig zu leugnen wie seine Feindschaft
gegenüber den Nachbarländern. Unbestreitbar sind auch die Tyrannei
Hitlers und der Untergang Deutschlands. Die Form allerdings, in der man
die Person [Hitlers] und seiner Helfer aufblies, speiste sich zum großen
Teil aus einer angeregten Fantasie. Manche sagen vor diesem Hintergrund,
dass die Geschichte von den Alliierten geschrieben worden sei und der
Sieger dem Besiegten keine Möglichkeit gegeben habe, seine Position
gerecht darzulegen.
Letztlich betrifft diese Geschichte nur
Europa und die Europäer und hat mit Anderen eigentlich nichts zu tun.
Beim Versuch aber, das Mitgefühl der Welt zu gewinnen, wurde das Bild
von Hitler übermäßig entstellt. Gegenwärtig wird dies auch in den
Bemühungen deutlich, Antworten auf die alten ungeklärten Fragen zum Tod
Hitlers zu finden. Man sagt, er habe seinem Assistenten befohlen, ihn
und [...] Eva Braun zu verbrennen. Es blieben aber keine Spuren, die
Auskunft über die tatsächlichen Umstände seines Todes geben könnten.
[...] Wenn sich nun, [was manche vermuten], doch bestätigen würde, dass
Hitler sich erschossen hat, dann würde man ihn als mutigen Mann
betrachten, der es vorzog, sich zu erschießen, statt Zyanid zu
schlucken, was ihn als Feigling erscheinen lässt. Ja vielleicht tötete
er sich dann gar nicht selbst, sondern er wurde hingerichtet!! Dies
würde die Neonazis und ihr Projekt stärken, den Geist des fanatischen
Nationalsozialismus wiederzubeleben. Tatsächlich haben sie ja [bereits]
Zulauf, sei es in Europa oder in Amerika.
"Der Untergang", der sich vom gängigen
spöttischen oder furchteinflößenden Hitler-Bild löst, spielt im April
1945 in Berlin. Er behandelt den Untergang des Dritten Reiches und die
Verlagerung des Krieges in die Straßen der deutschen Hauptstadt als die
Alliierten auf der einen und die Russen auf der anderen Seite
vorrückten. [...]. Der Drehbuchautor Bernd Eichinger bezieht sich hier
auf das Buch "Die letzten Tage Hitlers" von Joachim Fest, einem Experten
für die Zeit des Nationalsozialismus. Regisseur Hirschbiegel versuchte
dem Film einen dokumentarischen Anstrich zu geben, um den Zuschauern
diese Personen näher zu bringen, die ihnen ansonsten irreal oder weit
weg zu sein scheinen.
Zweifellos erbost der Erfolg des Films [in
Deutschland und Frankreich] diejenigen, die ihren Unterhalt mit Lügen
verdienen. Der Schauspieler Bruno Ganz spricht dagegen mutig über seine
Rolle, wenn er erklärt, dass er sich in die menschliche Seite Hitlers
geflüchtet habe, weil er nicht glaube, dass Hitler ausschließlich böse
und zerstörerisch gewesen sei. Er sei ein Mensch gewesen und die
Menschen um ihn herum haben ihm folgen und ihn lieben können! Etwas
Bedeutendes sei an ihm gewesen, zu dem sie sich hingezogen fühlten!
In Frankreich erschien gerade eine
Karikatur [zu dem Film], die einen anderen Tyrannen, den Chilenen
Pinochet zeigt. [Auf dem Bild] ist Pinochet offensichtlich eifersüchtig
auf Hitler und fordert für den Fall, dass auch sein Leben einmal
verfilmt werden sollte, Brad Pitt auf, die Rolle zu übernehmen!!"
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