Ägypten läßt israelischen Gefangenen frei:
Kleine Geste mit großer Wirkung
Seit dem Tod von Palästinenserpräsident Jassir Arafat
hat sich im Nahen Osten ein vorsichtiger Optimismus ausgebreitet.
Politiker und Kommentatoren scheinen dieselbe Vision zu haben:
Arafats Tod habe den Weg für einen Neuanfang, für die Wiederaufnahme
der Friedensbemühungen frei gemacht. Mit einer kleinen aber
bedeutsamen Geste hat nun Ägyptens Präsident Hosni Mubarak dieser
Hoffnung neue Nahrung gegeben.
Die israelische Tageszeitung Haaretz schrieb, dass
die arabische Welt nach mehr als vier Jahren im Kriegszustand Israel
gegenüber eine neue Offenheit an den Tag lege und somit zeige, dass
der Tod Arafats tatsächlich der Beginn einer neuen Ära in der Region
sei. Mubaraks Vorstoß kam überraschend. Nachdem er bereits
vergangene Woche Israels Premier Scharon als "besten Partner der
Palästinenser" bezeichnet hatte, ließ er am Sonntag den seit acht
Jahren in Ägypten inhaftierten israelischen Drusen Asam Asam frei.
Israel hat im Gegenzug sechs seit August diesen Jahres ägyptische
Studenten aus der Haft entlassen, die Anschläge auf israelische
Soldaten geplant haben sollen.
Asam Asam war wegen Spionage von einem ägyptischen
Gericht zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Die Verhaftung von Asam
hatte in den vergangenen Jahren einen Schatten auf die Beziehungen
zwischen Israel und Ägypten geworfen. Israel sah darin eine
Brutalität gegen einen unschuldigen Mann, der in eine politische
Affäre verstrickt wurde, die wesentlich größer als er selbst ist.
Mubarak habe seit langem verstanden, so israelische Unterhändler,
dass ihm die Sache nur Ärger einbringe, unabhängig von der
Schuldfrage, aber er habe bisher nicht die richtige Gelegenheit für
eine Freilassung gefunden.
Es gab über mehrere Jahre Verhandlungen
über die Freilassung von Asam. Der Deal dafür war wohl bereits Ende
September in einem Treffen von Schin Beth Chef Avi Dichter in Kairo
ausgehandelt worden. Mubarak sah nun die Zeit zur Umsetzung
gekommen. Ariel Scharon sagte dazu: "Ägypten glaubt daran, dass
Israel Frieden will, dass der Rückzugsplan auf dem Weg ist und ich
glaube sie möchten involviert sein und etwas beitragen." Seine
Bindungen mit Ägypten seien in den vergangenen Monaten enger
geworden, fügte der Premier an. Aus ägyptischen Kreisen hieß es
außerdem, dass nach den Wahlen zur Palästinensischen
Autonomiebehörde wahrscheinlich ein Botschafter nach Israel entsandt
werde.
Im Januar werden in den Palästinensergebieten
Wahlen stattfinden. EU und USA bemühen sich durch die Entsendung
zahlreicher Vertreter den demokratischen Prozess zu unterstützen. Am
vergangenen Wochenende war auch Bundesaußenminister Joschka Fischer
in Ramallah und Jerusalem. Er appellierte an Israelis und
Palästinenser, die "einmalige historische Chance" nach dem Tod
Arafats zu ergreifen und zu einem Ausgleich zu kommen. Ein
unbegrenzter Waffenstillstand sowie freie und faire Wahlen seien
"unglaublich wichtige Schritte" auf dem Weg zur Wiederbelebung des
Friedensprozesses, sagte er nach einem Gespräch unter vier Augen mit
dem neuen PLO-Vorsitzenden und aussichtsreichsten
Präsidentschaftskandidaten Machmud Abbas.
al /
hagalil.com
06-12-2004 |