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MEMRI Special Dispatch – 13. November 2002

Ägyptischer Intellektueller fordert:
Wechsel des religiösen Diskurses

Vor kurzem fand in Kairo ein Symposium des ägyptischen Schriftstellerverbandes statt, bei dem der ägyptische Intellektuelle und Dichter, Ahmad Al-Mu'ti Higazi die Al-Azhar Universität für "die Produktion von Terrorismus" scharf kritisierte. Higazi wandte sich gegen den Scheich der Al-Azhar Universität, Muhammad Sayyid Tantawi, und den ägyptischen Mufti Dr. Ahmad Al-Tayyeb, in dem er erklärte: "Ich glaube nicht, dass das, was sie sagen, etwas ist, dem ich zuhören oder gehorchen müsste..." Es folgen Auszüge aus einigen seiner kürzlich erschienenen Artikel und Kommentare. Der folgende Auszug stammt aus einem Bericht über die Veranstaltung, der am 16. September 2002 in der arabischsprachigen Londoner Tageszeitung al-Sharq al-Awsat erschien:

"Diejenigen, die die religiösen Texte zitieren und die Worte durchsetzen, sind für die Erzeugung des fundamentalistischen Terror verantwortlich. Sie sind es, die das Denken und die Entwicklung der Sprache und des Dialoges töten und die Demokratie, die Basis für einen gesellschaftlichen Fortschritt, ausradieren. [...] Die Funktionen des Scheichs der Al-Azhar Universität und des Muftis wurden durch den Staat erfunden, aber sie dienen zu nichts als der Etablierung des Prinzips 'wähle-höre-gehorche'. Sie töten die Kreativität und führen zum Verschwinden des arabischen Verstandes.

Higazi hatte bereits in einem Artikel der regierungsnahen ägyptischen Tageszeitung al-Ahram vom 27. März 2002 eine ähnliche Kritik formuliert:

"Wären wir ernsthaft bemüht, den Islam zu verteidigen, ihn in den Seelen der Gläubigen zu verankern und sein Image zu korrigieren, [welches] durch Extremismus und Fanatismus verzerrt ist, [...] dann müssten wir die Prinzipien des Islams wieder beleben. Denn Fanatismus ist barbarisch und bedeutet einen Rückfall in die Zeiten, als der Mensch noch Tier war und nur die Blutbande akzeptierte und von seinem Kopf nichts als die Hörner benutzte. [...]

Fanatismus bedeutet Ignoranz und blinder Eifer. Der Extremist denkt nicht, reflektiert sich nicht selbst und hat keine Kontrolle über seine Emotionen. Das islamische Erwachen wird weder ein islamisches und noch ein Erwachen überhaupt sein, wenn es nicht mehr ist als Emotionen, Extremismus und eine Rückkehr zu dem, was in der Vergangenheit gesagt wurde. [...]

Das Erwachen bedeutet eine Rückkehr zu den Prinzipien selbst, [...] nicht die Rückkehr unserer Generation zu den Regeln, die unter den Bedingungen einer anderen Generation bestimmt wurden. [...]

Wir werden innerlich zerrissen zwischen den Texten, die uns in die Vergangenheit ziehen und den Entwicklungen, die uns nach vorne treiben, zwischen dem, was wir lesen und dem, was wir leben, zwischen dem, was wir sagen und dem, was wir tun, zwischen dem Islam, den einige in Ketten verwandeln, in ein Gefängnis für die Seele und den Verstand, während wir ihn in ein Universum verwandeln wollen, einen Raum, in dem es Platz für alle Menschen gibt und der für alle Generationen offen ist. [...]

Ist es möglich, dass der Islam von Beginn Antworten auf alle Fragen bot, die sich neu stellen? Ist jedes Urteil dem 20. Jahrhundert genauso angemessen wie dem 10. Jahrhundert? [...] Natürlich nicht [...], weil sich die Erde um die Sonne und um sich selbst dreht und weil sich alles bewegt, entwickelt und verändert. Und das sich die Fragen und Erfordernissen verändern, müssen wir angemessene Interpretationen finden und die Vorschriften und Gesetze erneuern. [...]

Die Gültigkeit des Islams zu jeder Zeit und an jedem Ort ist daher nicht die Gültigkeit des Textes, denn Texte sind Interpretationen, Veränderungen und Kritik unterworfen. [...]

Die Gültigkeit des Islams entsteht aus seinen Zielen und Absichten. Es ist nicht etwas von vorn herein Vorgegebenes, sondern eine Möglichkeit, die wir durch fortdauernde Bemühungen zur Realität umwandeln müssen. [...]

Wenn wir z. B. die islamische Position über Frauen untersuchen, müssen wir sie anhand der Vorschriften untersuchen, die die Frau als einen halben oder manchmal als einen viertel Mann sehen, oder sollten wir sie nicht eher im Einklang mit den Zielen befragen, zu deren Verwirklichung diese Texte ein mutiger Schritt waren? [...]

Der Status der Frauen in der alten islamischen Gesellschaft war im Vergleich zu ihrer Situation in der vor-islamischen Zeit revolutionär. Aber heute ist das nicht mehr der Fall, da sich die menschliche Gesellschaft verändert hat und sich der Status der Frauen ebenso wie der der Männer wandelte. Die Vorschriften, die uns überliefert sind, drücken nicht mehr die Haltung des Islams gegenüber Frauen aus, die Texte müssen neubewertet werden, damit aus ihnen neue Vorschriften gewonnen werden, die den Vorstellungen des Islams entsprechen. [...]

Wir lesen den Vers [an-Nisa] und erfahren, dass es einem Muslim erlaubt ist, eine, zwei, drei oder vier Ehefrauen zu haben. [...] Aber wir wissen, dass die Gerechtigkeit dieser Angelegenheit in der schwer zu erfüllenden Bedingung liegt [, die Frauen gleich zu behandeln]. Die Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau ist nicht messbar. Sie haben nicht nur einfach zwei Körper, sondern auch zwei Herzen und zwei Seelen. [...]

Die Vorschrift, die aus diesem Vers gezogen werden kann, ist, dass der Islam keine Polygamie erlaubt, weil er keine Unterdrückung zulässt. Das ist die zugrundeliegende Idee der Texte, die die Ehe und das Verhältnis zwischen Männern und Frauen thematisieren. Zur Zeit des Propheten und in der Folgezeit war die Beschränkung der Ehe auf vier Frauen ein außerordentlicher Sieg für die Frauen, weil die Araber in der vor-islamischen Zeit ohne Einschränkungen heirateten konnten. Die Ehe war eher eine Vergewaltigung als ein freiwilliger Bund. [...]

Die Frage ist letztlich: ,Wer ist dem Islam näher, diejenigen, die eine Frau zu einem Premierminister machen oder die, die sie zu einer Ehebrecherin erklären, wenn sie sich schminkt?'"

In einem Artikel der al-Ahram vom 06. März 2002 schreibt er:

"Zu denen, die die Menschen mit honigsüßen Worten über die 'Regierung Gottes ' betrügen, sagen wir, dass dies zwar die Worte der Wahrheit sind, ihre Absichten aber unwahr sind. Die Regierung Gottes ist eine [spirituelle] Botschaft, keine Präsidentschaft; sie ist eine Religion und kein Staat. Auch wenn es im Mittelalter möglich war, ein religiöses Regime zu verstehen, so ist dieser in der Moderne nicht länger zu verstehen. [...]

Wir erwarten, dass der neue religiöse Diskurs Demokratie unterstützt und es zur endgültigen Lösung macht und ihre Bedingungen akzeptiert, Religion und Staat strikt zu trennen, Männer und Frauen gleichzustellen und die Menschenrechte in der Praxis anzunehmen. Wir erwarten von dem neuen religiösen Diskurs, den Islam von der Schuld der schlechten und korrupten Regime zu befreien, die sich in den muslimischen Ländern verbreiten, ihrer Religion widersprechen, ihre Prinzipien verletzten, ihr Image verzerren und ihre eigenen Völker versklaven. [...]

THE MIDDLE EAST MEDIA RESEARCH INSTITUTE (MEMRI)
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hagalil.com 14-11-02

 

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