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MEMRI Special Dispatch – 9. Januar 2004

Besuch der Al-Aqsa Moschee:
Arabische Presse zu Angriffen auf den ägyptischen Außenministers

Im Rahmen einer Israelreise besuchte der ägyptische Außenminister Ahmad Maher vor drei Wochen auch die Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem. Dort wurde er von einer Gruppe Palästinenser beschimpft und mit Schuhen beworfen. Die Demonstranten forderten eine Wiederaufnahme des Dschihad in Ägypten. Laut
Presseberichten handelte es sich bei den Angreifern um Mitglieder der islamistischen Hizb Al-Tahir (‚Befreiungspartei’). Es folgen Reaktionen aus der arabischen Presse, die sich überwiegend sehr kritisch zu den Angriffen auf Maher äußerte:

I. Die ägyptische Presse

"Ihr habt Schimpf und Schande über Euch und Eure Sache gebracht"

In der ägyptischen Tageszeitung Al-Masaa verurteilte der Kolumnist Muhammad Foudah die Angriffe: "Haben sich die Palästinenser, die den ägyptischen Außenminister attackiert haben, eigentlich gefragt, warum Maher es überhaupt auf sich genommen hat, nach Israel zu gehen und sich mit Scharon und seinem Kabinett zu treffen? Meinen sie, dass er zum Spaß ein Land besucht hat, zu dem wir unsere Beziehungen eingestellt haben und mit dem wir wegen Palästina in eine politische Krise geraten sind [...]?! Wollen die Palästinenser etwa, dass Ägypten sich aus der Palästinafrage heraushält? Das wäre sicher das Einfachste und wurde ja von anderen arabischen Staaten auch schon vorgemacht. [...] Ihr habt den Mann geschlagen, der sich für Euch einsetzen wollte, und es war Israel, das ihn zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht hat. Was habt ihr für Schimpf und Schande über Euch und eure Sache gebracht?! [...]" [1]

Galal Duweidar, Herausgeber der Al-Akhbar, schrieb: "[...] Die ganze Welt, inklusive der Palästinenser, weiß, dass es zwischen Ägypten und Israel nach dem Sieg im Oktoberkrieg [1973] und der Unterzeichnung des Friedensvertrages keine ungelösten Probleme mehr gibt. [...] Der einzige Grund [für Spannungen zwischen Ägypten und Israel] besteht darin, dass Ägypten die Rechte der Palästinenser verteidigt; nicht etwa, wegen der Verteidigung irgendwelcher unmittelbarer ägyptischer Interessen. [...]

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Aufopferung [Ägyptens für die Palästinenser], die unsere Beziehungen zu Israel und zionistischen  Lobbygruppen – und dadurch auch zu den USA – schädigt, hat uns diese aufgebrachte Menge Palästinenser mit ihrem barbarischen und hinterhältigen Angriff auf den Außenminister überrascht – ist doch Ägypten die einzige Bastion der Unterstützung für das palästinensische Volk. Wie sollen wir ägyptische Journalisten, die jeden Tag die Rechte der palästinensischen Bevölkerung verteidigen und die isralische Aggression anprangern, diese verabscheuungswürdige Tat erklären? [...] Diese treulosen Kriminellen [...] arbeiten Israel und allen Feinden der arabischen Nation in die Hände. [...] Ja, die sündhaften Angreifer verdienen den Fluch der 70 Millionen Ägypter, die diese feige Tat gestern im Fernsehen sahen. [...]" [2]

"Ist es nicht Zeit, sich auf unsere eigenen Probleme zu konzentrieren?"

Ebenfalls in Al-Akhbar setzte sich Said Sunbul mit dem von den Palästinensern erhobenen Vorwurf des Verrats auseinander: "[...] Den ägyptischen Außenminister wegen Verrats anzuklagen bedeutet ganz Ägypten des Verrats zu bezichtigen. Dies geschieht nicht zum ersten Mal, ganz gleich, was Ägypten für die Palästinenser getan hat und immer noch tut. 'Verrat' ist im palästinensischen Sprachgebrauch ein sehr häufig benutztes Wort. Sie verwendeten es gegenüber dem ehemaligen Ministerpräsidenten Abu Mazen, der dann lieber zurücktrat; und gegen den ehemaligen Minister Yassir Rabbo und seine Kollegen, die in Genf ein Friedensabkommen unterzeichneten, das den Palästinensern ein würdiges Leben bescheren würde.

Zuvor hatten die Palästinenser bereits [den ehemaligen ägyptischen Präsidenten] Abd Nasser des Verrats beschuldigt, weil er den Plan des ehemaligen US-Staatssekretärs Roger akzeptierte. Sie klagten Anwar Sadat an, weil er sie zur Konferenz im Mina-Haus [Hotel in London] einlud. Wären sie
jedoch damals der Einladung zu dieser Konferenz nachgekommen und hätten den Grundsätzen des Camp David-Abkommens zugestimmt, hätten sie es Israel nicht ermöglicht, die Siedlungen oder den Sicherheitszaun zu bauen. Und all die Zugeständnisse wären nicht nötig gewesen! [...]

Der verachtenswerte Angriff auf den ägyptischen Außenminister [...] hat viele nun dazu veranlasst, sich zu fragen, ob es nicht an der Zeit ist, sich auf die eigenen Probleme zu konzentrieren – von denen viele aus den Kriegen stammen, an denen wir im Dienste der palästinensichen Sache teilnahmen –, anstatt sich um die Lösung der Probleme eines Volkes zu bemühen, in dem einer den anderen nicht leiden kann und wo man sich gegenseitig und andere des Verrats bezichtigt." [3]

"Wir werden nicht weiterhin die andere Wange hinhalten"

Den bissigsten Kommentar schrieb Ibrahim Sa’dah, Herausgeber der Wochenzeitung Akhbar Al-Youm. Sa'dah kritisierte die Versuche von Maher, die Bedeutung des Zwischenfalls herunterzuspielen. Er forderte das ägyptische Parlament auf, angesichts des "Mordversuches am ägyptischen Außenminister" die Haltung des Landes gegenüber der Palästinenserfrage neu zu verhandeln. Im Weiteren geht Sa'dah auf die Geschichte der ägyptisch-palästinensischen Beziehungen seit der Zeit Präsident Sadats ein:

"Trotz der verachtenswerten Angriffen, die Araber unter Führung Saddam Husseins und Yassir Arafats gegen die [Friedens-]Initiative des ägyptischen Präsidenten richteten, [...] folgte Sadat weiter mutig dem Weg des Friedens. [...] Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ägypter jene Jahre, in denen ihre politische Führung übelsten Anriffen seitens der arabischen Medien und arabischer Machthaber - angeführt von Saddam Hussein und Yassir Arafat - ausgesetzt war, vergessen oder ignorieren können. [...] Die Ägypter werden es Arafat auch nicht verzeihen, dass er nach Bekanntgabe der Ermordung von
Präsident Sadat Freudentänze ausführte. [...]

Die Zeit ist reif der Palästinensischen Autonomiebehörde zu sagen, 'Nein, und nochmal nein!' [...] Wir werden nicht mehr die rechte Wange hinhalten, um Schläge einzustecken, die die linke immer wieder auszuhalten hatte. Wir haben es satt, dass Eure Exzellenz, einziger Sprecher der Palästinenser, immer wieder behauptet, dass jede von Palästinensern gegen Ägypter gerichtete Tat nur das Werk einer kleinen dummen Minderheit sei. [...]

Ich persönlich nehme jedenfalls die Entschuldigungen des palästinensischen Präsidenten Arafat nicht an. [...] Ich beantrage vielmehr, dass das Parlament im Beisein des Außenministers eine aktuelle Stunde einberuft, um unsere Position im Israel-Palästina-Konflikt zu überdenken. [...] Vielleicht denken die Parlamentarier ja anders als ich… und ich schlage deshalb zur Klärung eine Befragung der ägyptischen Bevölkerung über unsere Palästina-Politik vor. [...]" [4]

In der Al-Ahram schrieb der liberale Kolumnist Hazem Abd Al-Raham: "[...] Ist dieser Abschaum denn in der Lage, irgendetwas für die Palästinenser zu erreichen? Viel wahrscheinlicher ist es doch, dass vor allem sie, ähnlich wie die Befürworter von Selbstmordattentaten, der palästinensischen Sache schaden und nur Tod über die Bevölkerung bringen. [...]" [5]

Ebenso argumentiert Mursey ’Atallah, Herausgeber der Al-Ahram-Abendausgabe: "Dieses Gesindel, das auf andere herabblickt und behauptet patriotischer zu sein als alle anderen, versucht offenbar immer noch, die Nation in einen Strudel von Konflikten zu stürzen, um die Emotionen weiter anzuheizen. Alles was den Palästinensern als Folge davon passierte, dass sie ihren Wortführern folgten, die über ein halbes Jahrhundert die Parole einer vollkommenen Befreiung vom Jordan bis zum Mittelmeer verkündeten, de facto aber weder den Fluss noch den Meerzugang erreichten, reichte ihnen immer noch nicht. [...]" [6]

II. Stimmen anderer arabischer Zeitungen

Auch die Presse anderer arabischer Länder verurteilte den Angriff auf den ägyptischen Außenminister fast einhellig. So konstatierte etwa Abd Al-Karim Hashish, Kolumnist der Tageszeitung Al-Raya aus Qatar:

"Es gab Stimmen, die behaupteten, der Angriff sei von den Israelis organisiert worden. Das muss man nicht kommentieren, denn so eine Anschuldigung ist völliger Blödsinn und entsteht aus der Besessenheit mancher, die Tatsachen zu verdrehen und den Kopf in den Sand zu stecken. Die Angreifer des ägyptischen Außenministers [waren] eindeutig Palästinenser und die Israelis hatten damit überhaupt nichts zu tun. [...] Tatsächlich ist es mir auch ganz egal, welcher Fraktion sie angehören. Dieser Angriff sollte von jedem halbwegs vernünftigen Menschen verurteilt werden. Wichtig ist es mir aber hervorzuheben, dass dieses dumme Verhalten schwerwiegende Konsequnzen für den Status der Al-Aqsa-Moschee haben wird und vielleicht sogar Gründe für eine israelische Besetzung oder Überwachung liefern könnte. [...]" [7]

In der libanensichen Tageszeitung Al-Nahar bezeichnet der Herausgeber Jubran Tuweini die Angriffe auf Maher als "einen Gipfel der Niederträchtigkeit und Demütigung der Araber". Denn, so Tuweini weiter, stellten sie "ein kostenloses Geschenk an die von Israel angeführten Feinde der Araber" dar. "Wiedereinmal wird uns bewusst, dass sich die Araber selbst die schlimmsten Feinde sind – genau wie die schlimmsten Feinde der palästinensischen Sache die Palästinenser sind, die eine Politik der Verweigerung und des fundamentalistischen Extremismus unterstützen. Wie oft haben sie Israel schon mit ihren Aktionen zugearbeitet? Wie oft schon hat das Verhalten solcher Gruppen Ariel Scharon und seine Regierung gerettet?

Das Ganze erinnert uns an die Geschichte der innerarabischen Beziehungen [...]: Eine einfache Berechnung ergibt, dass die Zahl der innerarabischen Aggressionen diejenige der arabisch-israelischen Kriege bei weitem übersteigt." [...] [8]

Abd Al-Bari Atwan: "Schuhe als Frühwarnsignal"

Eine ganz andere Position äußerte Abd Al-Bari Atwan, Herausgeber der in London erscheinenden Tageszeitung Al-Quds Al-Arabi, der immer wieder das Regime von Saddam Hussein gegen die US-Intervention verteidigt und die arabischen Staatsführungen der Untätigkeit anklagt. Am Morgen nach den Attacken auf Maher veröffentlichte er einen Artikel unter der Überschrift "Schuhe als Frühwarnsignal":

"Die Schuhe, die wie Regen auf Ahmad Maher niederprasselten [...] sind eine Lektion für alle arabischen Machthaber und ihre Vertreter. Denn sie verachten die arabische Straße und deren Forderungen. Stattdessen gehorchen sie mittlerweile nur noch der amerikansichen Regierung und deren erniedrigenden Forderung, die Beziehungen zum hebräischen Staat zu normalisieren, ihren Interessen zu dienen und ihre terroristische Politik zu decken.

Mr. Maher demütigte alle Ägypter und ihre vitalen nationalen Kräfte als er gegen ihren Willen und ihre Haltung missachtend nach Tel Aviv fuhr, um sich mit dem israelischen Ministerpräsidenten zu treffen, dessen Hände vom Blut der palästinensischen Kämpfer und der ägyptischen Soldaten getränkt ist, die sich für die Verteidigung der Ehre ihrer Nation und ihres Landes geopfert haben.

Wenn sich der ägyptische Außenminister im arabisch-israelischen Konflikt neutral verhält und die ägyptische Regierung zu einem 'ehrlichen Makler' zwischen beiden Parteien wird, sollten wir uns nicht wundern, wenn Außenminister Maher von Schuhen getroffen wird. [...]" [9]

Als Antwort auf Atwan schrieb der Kolumnist Kamal Abd Al-Raouf in der ägyptischen Wochenzeitung Akhbar Al-Youm einen Beitrag, der zwei Tage darauf auch in Al-Quds Al-Arabi zitiert wurde: "Ich bedaure, dass die meisten Kommentare von Palästinensern, die ich auf internationalen Radiosendern hörte, eher zurückhaltend als bissig waren. Manche machten sogar unseren Außenminister selbst für den Vorfall verantwortlich. Einer von ihnen war Abd Al-Bari Atwan [...]. Das war von Atwan zu erwarten, der seit vielen Jahren aus den Londoner Salons für die palästinensische Sache ficht. Niemand weiß, wofür oder gegen wen Atwan eigentlich steht. Ich weiß nur, dass er ausländischen Radiostationen Gründe dafür liefert, zu glauben, dass Israel Recht hat." [10]

Liberale Website: Hinter den Angriffen steht keine Minderheit

Der ägyptische Kolumnist Sami Buheiri schrieb für die liberale arabische Website Elaph: "Seien wir doch ehrlich: Es ist keine Minderheit, die hinter diesen Angriffen steht, wie es die offiziellen palästinensischen und ägyptischen Stellungnahmen behaupten. Unglücklicherweise repräsentieren sie den Mob der arabischen und palästinensischen Strasse heute. Sie lehnen jede Art von Friedensabkommen mit Israel ab. [...] Es sind die, die Attentate auf Busse oder Restaurants bejubeln, um jeden Hoffnungsschimmer auf Frieden zu
zerstören. [...] Es sind die Anhänger des Arabischen Nationalismus, die mit all ihren Kriegen gegen Israel und mit all ihren Versuchen mit Israel Frieden zu schließen, gescheitert sind, weil sie es nicht ernst meinten und keine [richtigen] Männer waren – weder im Kampf noch bei Friedensverhandlungen. [...] Die fliegenden Schuhe in der Al-Aqsa-Moschee verkörpern den arabischen Verstand, der in die Luft geflogen und nicht zurückgekommen ist."[11]

Anmerkungen:
[1] Al-Masaa (Ägypten), 24. Dezember 2003
[2] Al-Akhbar (Ägypten), 24. Dezember 2003
[3] Al-Akhbar (Ägypten), 24. December 2003
[4] Akhbar Al-Youm (Ägypten), 27. Dezember 2003
[5] Al-Ahram (Ägypten), 24. Dezember 2003
[6] Al-Ahram Al-Masaai (Ägypten), 23. Dezember 2003
[7] Al-Raya (Qatar), 24. Dezember 2003
[8] Al-Nahar (Libanon), 24. Dezember 2003
[9] Al-Quds Al-Arabi (London), 23. Dezember 2003
[10] Akhbar Al-Youm (Ägypten), 27. De7ember 2003; zit. in: Al-Quds Al-Arabi
(London), 29. Dezember
[11] http://www.elaph.com.:8080/elaph/arabic/index.html, 30. Dezember 2003.

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